27.09.2015

Volkskrankheit Sodbrennen: Wie gefährlich ist es?

von Prof. Dr. Eckhard Stüber
Chefarzt der Gastroenterologie und Diabetologie
Bonifatius Hospital Lingen

Wer kennt es nicht: nach einem guten Essen, reichlich Wein, Spirituosen etc. kommt es zu starken vom Oberbauch bis hinter das Brustbein aufsteigenden brennenden Schmerzen. Vom Magen in die Speiseröhre aufsteigende Säure ist für diese Symptomatik verantwortlich. Diese Schmerzen können sogar so stark sein, dass sie an die Symptomatik eines Herzinfarktes denken lassen.

Viele Menschen haben aber nicht nur nach einer opulenten Mahlzeit diese Symptome, sondern täglich, meist im Liegen mehr als im Stehen. Während der Schwangerschaft – insbesondere in den letzten Wochen – sind sehr viele Frauen durch dieses Symptom geplagt. Insgesamt genommen haben ca. 30 % der Menschen in den westlichen Industrienationen so häufig oder so stark Sodbrennen, dass ihre Lebensqualität hierdurch beeinträchtigt wird. Die Häufigkeit des Auftretens dieser Symptomatik ist in den vergangenen Jahrzehnten klar ansteigend.


Was sind die Gründe hierfür, welche Schädigungen können eintreten, welcher Untersuchungen müssen durchgeführt werden und wie sieht die Behandlung aus?

Man weiß, dass ein Grund für den gesteigerten Übertritt von Magensäure in die Speiseröhre in einem unwirksamen Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre besteht, wie er zum Beispiel bei einem sogenannten „Zwerchfellbruch“ entstehen kann. Aber auch andere Gründe wie Übergewicht, Medikamente oder eine veränderte Beweglichkeit der Speiseröhrenmuskulatur wirken bei der Entstehung dieser Symptomatik mit. Eine wissenschaftliche Begründung der Häufigkeitszunahme des Sodbrennens ist jedoch noch nicht gefunden worden. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass übergewichtige Menschen zwar häufiger Sodbrennen verspüren, eine Reduktion des Körpergewichtes jedoch nicht zu Verbesserung der Symptomatik führt. (Trotzdem ist natürlich eine Reduktion des Übergewichtes aus vielen anderen medizinischen und nicht-medizinischen Gründen sehr zu begrüßen.)

Durch die aufsteigende Magensäure kann die Schleimhaut in der Speiseröhre durch Verätzung zum Teil so stark geschädigt werden, dass sogar Geschwüre und nachfolgend schwere Vernarbungen mit Verkleinerung des Speiseröhrendurchmessers und Schluckstörungen hieraus resultieren können. Dies sind jedoch vergleichsweise seltene Schädigungen. Häufiger sehen wir bei Patienten mit typischem Sodbrennen im Rahmen einer Magenspiegelung entweder gar keine Gewebsschädigung oder nur lokal begrenzte oberflächige Verätzungen. In ganz seltenen Fällen kommt es jedoch zu einer Störung im Schleimhautaufbau, die das Risiko einer späteren Entartung beinhaltet.

 

Welche Untersuchungen werden somit empfohlen?

Die deutschen Fachgesellschaften empfehlen bei behandlungsbedürftigem Sodbrennen die Durchführung einer Magenspiegelung zum Ausschluss von seltenen schweren Verläufen oder auch o.g. Komplikationen. Diese Untersuchung muss nur dann wiederholt werden, wenn bestimmte Auffälligkeiten entdeckt wurden oder wenn sich die Symptomatik im Verlauf verändert. Bei ganz wenigen Patienten, bei denen es zu o.g. Störungen im Schleimhautaufbau gekommen ist, sind sogar regelmäßige Untersuchungen z. T. im Jahresabstand anzuraten.

Die Behandlung des Sodbrennens besteht zunächst in der Einnahme von Medikamenten, die die Produktion der Magensäure hemmen. Kurzfristig können auch Säure-bindende Medikamente eingesetzt werden, diese führen jedoch auf Dauer zu einer sogar gesteigerten Säureproduktion des Magen, wodurch die Symptomatik sogar noch verschlimmert wird.

Die Dosierung der Medikamente, die die Magensäureproduktion hemmen, richtet sich nach der Schwere der Symptomatik, der Häufigkeit und der Zeit des Auftretens sowie der in der Magenspiegelung beschriebenen Gewebsschädigungen. Diese Medikamente sind in der Regel gut verträglich und können auch über lange Zeit eingenommen werden.

Häufig ist zur guten Symptomkontrolle bei vielen Menschen eine Dauertherapie notwendig. In dieser Situation fragen viele Patienten, ob es nicht Alternativen zu dieser Tabletteneinnahme gäbe. Dies ist prinzipiell zu bejahen. Es gibt eine chirurgische Möglichkeit, mithilfe der sog. „Schlüsseloch“-OP-Technik den Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre wieder zu stärken. Hiermit kann vielen Menschen geholfen werden. Nicht alle Patienten profitieren jedoch von dieser Operation. Daher sind zuvor weitere Untersuchungen und Beratungsgespräche mit einem Spezialisten für Magen-Darmkrankheiten sinnvoll.

Fazit
Zusammenfassend muss jedoch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass das Sodbrennen sehr häufig vorkommt und in den allermeisten Fällen nicht zu ernsthaften weiteren Gesundheitsstörungen führt. Eine zumindest einmalige Magenspiegelung wird empfohlen. Eine gute – zumeist medikamentöse (seltener operativ-herbeigeführte) Symptomkontrolle – ist bei fast allen betroffenen Patienten möglich.

 

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