08.10.2015

Pflegesymposium in Lingen beleuchtet Thema Demenz

Hansch spricht über Assauer

part Lingen. Vor Demenz und Alzheimer ist niemand gefeit. Betroffene leiden mit zunehmender Krankheitsdauer unter starken Alltagseinschränkungen. In drei viertel aller Fälle sind es die Angehörigen, die die Pflege übernehmen. Dabei tauchen immer wieder Fragen auf, denn vollkommen scheint die Krankheit noch nicht in der Gesellschaft angekommen zu sein. Das Lingener Pflegesymposium im Kulturzentrum St. Michael wollte am Dienstagabend Antworten liefern. Was am Abend allerdings wohl nur die Wenigsten wussten: Fast zeitgleich mit Beginn der Veranstaltung verbreitete der FC Bayern München, dass der ehemalige deutsche Nationalspieler und Rekordtorschütze Gerd Müller an eben jener Krankheit leidet, die Thema des Pflegesymposiums sein sollte: Alzheimer, eine Form der Demenz. Nach Rudi Assauer, dem langjährigen Manager des FC Schalke 04, ist Gerd Müller der zweite prominente Betroffene aus dem Fußballgeschäft, dessen Krankheit öffentlich geworden ist und das Thema schlagartig in die Öffentlichkeit katapultierte. Es verlieh dem Pflegesymposium am Dienstagabend zusätzlich an Brisanz.

An der Podiumsdiskussion nahmen teil (von links): Werner Hansch, Johanna Sievering, Gerald Kolb, Erwin Rüddel und Joachim Joppich. Foto: André Partmann

Doch was genau macht diese Krankheit mit uns Menschen? Welche Herausforderungen kommen auf die Politik zu? Wie sieht es mit Pflegekräften aus? Welche Anlaufstellen gibt es? All diese Fragen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Dazu wurden mit Professor Dr. Dr. Gerald Kolb, Chefarzt der Abteilung Geriatrie und Rehabilitation am Bonifatius-Hospital, Johanna Sievering, ärztliche Leiterin des Gesundheitsamtes, Erwin Rüddel, CDU-Bundestagsabgeordneter und Joachim Joppich, Berater Personenversicherung VGH, Experten auf den jeweiligen Gebieten eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Ex-Sportreporter Werner Hansch.

Hansch erzählt Krankheitsgeschichte Assauers

Hansch war es auch, der das Pflegesymposiums mit der Krankheitsgeschichte von seinem langjährigen Kumpel Rudi Assauer einleitete: Die Entlassung des Schalke-Managers am 17. Mai 2006 warf damals zahlreiche Gerüchte auf. „Die Wahrheit ist: Rudi Assauer spürte zum damaligen Zeitpunkt die Krankheit kommen. Seine Mutter starb bereits an Alzheimer.“

Seine Angst betäubte Assauer mit Alkohol – ein Indikator, der die Krankheit weiter verstärkte. „Die Situation führte damals zur Entlassung, bestätigte mir Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im persönlichen Gespräch“, erzählte Hansch. „Dem Macho Assauer war es lieber, die Leute auf Schalke hielten ihn für einen Säufer anstatt für alt und vergesslich.“

Im November 2010 schließlich ein weiterer Wendepunkt: Hansch und Assauer standen zusammen auf der Bühne. Während der Veranstaltung begann Assauer zu lallen, konnte sich an bekannte Namen nicht mehr erinnern. Nach der Veranstaltung kam es zum Gespräch der zwei: Assauer sprach erstmals mit Hansch über seine Krankheit. Im Frühjahr 2012 erschien schließlich der Film, der die Krankheit Assauers öffentlich machte. Seitdem wohnt der Ex-Manager bei seiner Tochter Bettina Michel .

1,6 Millionen Erkrankte

Die medizinische Seite am Abend beleuchtete Chefarzt Gerald Kolb: „Die Lebenserwartung der Menschen steigt jährlich um etwa drei Monate.“ Die Menschheit werde folglich stets älter und gleichzeitig anfälliger für Demenz, so der Mediziner: „Momentan sind rund ein Viertel aller über 85-Jährigen an Demenz erkrankt – Tendenz steigend.“ Die Zahl aller Erkrankten in Deutschland liegt momentan bei 1,6 Millionen. Für 2050 werden drei Millionen Erkrankte prognostiziert.

Besorgniserregend sei aus Sicht Kolbs die Tatsache, dass ab 2020 ein Fachkräftemangel sowohl in der Medizin als auch bei den Pflegekräften herrschen wird. Dazu kämen immense Kosten für Erkrankte von bis zu 42000 Euro pro Jahr. „Die Politik muss einen passenden Rahmen für den Umgang mit Demenz schaffen, solange die Krankheit nicht heilbar ist“, betonte Kolb.  

Politik will Rahmen schaffen

 Dazu nahm der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel im Anschluss Stellung: „Die größte Herausforderung wird sein, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten.“ Wichtig sei, dass der Pflegeberuf wieder als attraktiv angesehen wird – sowohl von den Arbeitsbedingung als auch vom Finanziellen. „In Niedersachsen werden die Pflegekräfte derzeit mit am schlechtesten in der Bundesrepublik bezahlt“. Verbesserungen sollten mit dem Pflegestärkungsgesetz II erreicht werden. „Mich würde es nicht wundern, wenn auch noch ein Pflegestärkungsgesetz III kommen wird“, meinte Rüddel. Die Krankheit Demenz soll weiterhin verstärkt in den Fokus rücken.

Podiumsdiskussion

Den Abschluss des Pflegesymposiums bildete die Podiumsdiskussion: Themenschwerpunkte bildeten Versicherungs- und Finanzierungsmöglichkeiten im Demenzfall, aber auch Anlaufstellen für Betroffene und Kostenfragen für Arzneimittel-Produkte. Mögliche Anlaufstelle gibt es unter anderem in Lingen und in Meppen: „ Im Emsauenpark wird ein Demenzzentrum etabliert , das erkrankte Bürger mitten in einem Wohngebiet unterbringen soll“, berichtete Oberbürgermeister Dieter Krone. Seit 2011 gibt es in Meppen zudem ein Demenz-Servicezentrum, dass Betroffenen und ihren Angehörigen mit Rat zur Seite steht.

Assauer heute

Wie geht es Rudi Assauer heute? „Er befindet sich wohl auf der letzten Schleife seines Lebens, bekommt nicht mehr wirklich mit, was in seiner Umgebung passiert“, sagte Hansch, der Assauer zuletzt auf der Mitgliederversammlung des FC Schalke im Juni gesehen hatte. „Die Krankheit muss enttabuisiert werden und in die Mitte der Gesellschaft kommen“, forderte Hansch zum Ende der Veranstaltung. Ein weiterer Schritt dazu ist mit dem Bekanntwerden der Krankheit von Gerd Müller getan.

 Quelle: Artikel in der Lingener Tagespost vom 09.10.2015, Autor André Partmann

 

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