04.08.2015

Unwillkürliche Bewegungen (Dystonie), eine oft unerkannte Erkrankung

von
Chefärztin Dr. Sonja Stöve
Neurovaskuläre Medizin

 

 

 

Unwillkürlich einsetzende, nicht steuerbare Bewegungen werden nicht selten sowohl von Ärzten als auch von Beobachtenden missdeutet als Angewohnheit, Manieriertheit oder Tic. Dies führt oft zu Vermeidungsverhalten der Betroffenen und dem fehlenden Bedürfnis, einen Spezialisten aufzusuchen. Oftmals ist weder den Betroffenen noch den Hausärzten des Vertrauens bekannt, dass es Ärzte gibt, die sich auf die Behandlung solcher Symptome spezialisiert haben.

Dabei leiden nicht wenige Menschen unter unwillkürlichen, repetitiv in selber Form und Bewegungsmuster auftretenden Bewegungsstörungen, den sogenannten Dystonien.Eshandelt sich phänomenologisch um Störungen der Bewegungs- und Haltungs-Kontrolle.
Wahrzunehmen ist von Beobachtenden ein teilweise bizarr anmutendes Bewegungsmuster einzelner oder auch mehrerer Muskelgruppen.Am auffälligsten sind dabei die Bewegungen, die von der Kopf- und Halshaltemuskulatur ausgehen, die sogenannten cervikalen Dystonien. Je nach beteiligter Muskulatur resultiert ein ganz spezielles unwillkürliches immer wiederkehrendes unnatürlich wirkendes Bewegungsmuster, das meistens ständig vorhanden ist und als Schiefhalten und ständige Drehbewegung des Kopfes oder auch Kopfwackeln oder Kopfversatz gegen den Hals imponiert. Aber auch ganz andere Muskelgruppen können betroffen sein.

Im Einzelnen werden u.a. folgende Dystonien unterschieden:

Cervikale Dystonie:

Unwillkürliche Zugwirkung bestimmter Muskeln der Hals -und Kopfhaltemuskulatur. Erscheinungsbild: Bizarr anmutende Schiefhaltung des Kopfes und oder des Halses, Kopfversatzhaltung in der Parallele zur Schulterachse oder auch nach vorne oder hinten. Oder:Fixierte unwillkürliche Kopfneigung und/ oder Rotation.

Blepharospasmus (Lidkrampf):

Unwillkürliche , unkontrollierbare Aktivität der äußeren Augenmuskelnmit der Folge eines repetitiv ausgelösten Augenschlusses. Es existieren zwei Formen: die Lidöffnungsapraxie (verzögerter Impuls, das Lid zu öffnen) und die klonische Form des Blepharospasmus (wiederholter unwillkürlichauftretender Lidschluss). Beide Formen beeinträchtigen erheblich die visuelle Wahrnehmung.

Aufgabenspezifische Dystonie:

Meistens sind Muskelgruppen betroffen, die komplizierte aufeinander abgestimmte Bewegungsmuster zu erfüllen haben. Auslösend sind - auf dem Boden einer Veranlagung- zunächst willkürlich auszuführende gleichförmige Bewegungsmuster, wie sie z.B. bei Musikern notwendig sind, so dass diese Berufsgruppe überzufällig häufig betroffen ist. Die Ausführung willkürlich kontrollierter Bewegungen wird durch unwillkürlich einsetzende, sich der Willkürbewegung überlagernde bizarre Bewegungen beeinträchtigt, sogar unmöglich gemacht.

Ursachen:

Die Ursachen der Dystonien sind noch nicht endgültig erforscht. Es liegt eine genetischeDisposition mit familiärer Häufung vor. Einige Gene sind für bestimmte Formen bereits identifiziert worden.Vermutet wird eine Fehlregulation der Bewegungssteuerung im Gehirn infolge einer Störung in bestimmten Schaltzentralen, die in gegenläufigzu koordinierenden Muskeln die Aktivität aufeinanderabstimmen.

Behandlung:

Eine Behandlung derKrankheitsursache ist ursächlich noch nicht möglich. Es gibt jedoch die Möglichkeit,die Symptome zu lindern durch lokale Injektionen des Nervengiftes Botulinumtoxin -das aus der ästhetischen Medizin zur Faltenglättung bekannt ist - in die betroffene überaktive Muskulatur. Der therapeutische Ansatz ist die dosierte Schwächung - aber nicht Lähmung - der unkoordiniert arbeitenden Muskulatur.

 

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