19.10.2025

Fortschritt durch Feinheit –
Die Zukunft der Hüftendoprothetik ist minimalinvasiv

von Bernd Schmitz
Chefarzt der Orthopädischen Chirurgie und Endoprothetik
Leiter des Endoprothetik Zentrums

In der heutigen Zeit haben immer mehr ältere Patienten einen hohen Anspruch an Mobilität und Aktivität; besonders vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft. Aber auch jüngere Patienten wollen wegen Gelenkbeschwerden bei Arthrose nicht mehr lange ausfallen und rasch in das normale Leben zurück kehren. Moderne operative Zugänge und Implantate vergesellschaftet mit einer zügigen Remobilisation bieten hier große Möglichkeiten.

Wer heute eine künstliche Hüfte benötigt, hat allen Grund zur Zuversicht. Noch vor wenigen Jahrzehnten bedeutete eine Hüftoperation einen langen Krankenhausaufenthalt, wochenlange Schmerzen und eine Reha, die Geduld und Durchhaltevermögen verlangte. Heute hingegen sprechen Chirurgen zunehmend von „Fast Track Surgery“, also vom schnellen Weg zurück ins Leben. Möglich wird das durch die Kombination zweier Entwicklungen, die die Orthopädie revolutionieren: die minimalinvasive Operationstechnik und die zementfreie Kurzschaftprothese – anatomisch geformt, funktional durchdacht und erstaunlich langlebig.

Minimalinvasiv – das klingt nach „kleiner Schnitt, große Wirkung“, und genau das ist gemeint. Anstatt Muskeln und Sehnen großflächig zu durchtrennen, arbeitet der Operateur durch schmale Zugänge, schiebt Gewebe beiseite und erhält damit die natürliche Anatomie weitgehend. Weniger Blutverlust, geringere Schmerzen, schnellere Mobilität – die Vorteile liegen auf der Hand. Der Patient steht oft schon am Tag nach der Operation wieder auf, manchmal sogar noch am selben Abend. Physiotherapeuten berichten, dass viele Patienten bereits nach wenigen Tagen eine beeindruckende Beweglichkeit erreichen.

Doch die Operationstechnik allein wäre wenig wert, wenn das Implantat nicht mithalten könnte. Hier kommen die zementfreien Kurzschaftprothesen ins Spiel – jene eleganten, anatomisch geformten Implantate, die sich wie selbstverständlich in den Knochen einfügen. Bei geigneter Knochenstruktur verzichtet sie auf Zement, der früher das Implantat fixierte, und setzt stattdessen auf den natürlichen Knochenwachstumseffekt. Die Prothesenoberfläche ist porös beschichtet, sodass der Knochen in die Oberfläche einwächst. Das schafft eine dauerhafte, biologische Verbindung – stabil, belastbar und vor allem körperfreundlich.

Der Kurzschaft wiederum reduziert die mechanische Belastung des Oberschenkelknochens. Statt tief in den Schaft einzudringen, verankert sich das Implantat im oberen, kräftigeren Teil des Oberschenkelknochens. Das spart Knochensubstanz und erleichtert künftige Wechseloperationen – ein entscheidender Vorteil, gerade für jüngere Patienten, die mit hoher Lebenserwartung und Aktivitätsniveau operiert werden. Die anatomische Form dieser Prothesen – angepasst an die Krümmung und Geometrie des Oberschenkelknochens – trägt zusätzlich zu einem natürlichen Gangbild und einer gleichmäßigen Kraftübertragung bei.

Kein Verfahren ist ohne Risiken. Minimalinvasive Zugänge erfordern eine enorme Präzision und Erfahrung des Operateurs; die Lernkurve ist steil. Eine falsche Implantatposition kann langfristig Probleme bereiten. Doch in Zentren, die sich auf diese Technik spezialisiert haben, zeigen Studien überzeugende Ergebnisse: niedrigere Komplikationsraten, kürzere Aufenthaltszeiten und eine schnellere Rückkehr in den Alltag. Die Hüftendoprothetik, einst ein massiver Eingriff, wird so zu einem fein abgestimmten Balanceakt aus Technik, Anatomie und Erfahrung.

Der Fortschritt an der Hüfte zeigt, wie Medizin im besten Sinne funktioniert: durch Innovation, Empathie und die Bereitschaft, Bewährtes immer wieder zu hinterfragen. Wer heute mit einem schmerzarmen- bis freihen Schritt aus dem Krankenhaus geht, verdankt das einer neuen Generation von Implantaten, OP-Techniken, versierten Mitarbeitern am Patienten und einer intensiven Pflege und Physiotherapie. Somit steht die Teamleistung in einem spezialisierten Zentrum im Vordergrund.

Hüft TEP beidseits mittels Kurzschaftprothese, zementfrei

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