23.01.2022

Behandlung von akuten und chronischen Rückenschmerzen in der Schmerzmedizin

 

von Jana Flerlage
Oberärztin der stationären Schmerztherapie, Bonifatius Hospital Lingen

und Dr. Thomas Götz
Leitender Arzt der Schmerzambulanz, MVZ Bonifatius Hospital Lingen

Rückenschmerzen gehören mit Arthrosen und Kopfschmerzen zu den häufigsten chronischen Schmerzsyndromen - fast jeder wird irgendwann im Leben einmal Rückenschmerzen haben. Eine von fünf Personen mit einer Rückenschmerzepisode wird deshalb den Hausarzt aufsuchen, daher erfordert der Rückenschmerz besondere Aufmerksamkeit der Behandlung.

Generell verstehen die meisten Menschen unter Schmerzen eine klar definierte und örtlich zu lokalisierende unangenehme Empfindung. Wir stechen uns beim Nähen mit einer Nadel in den Finger oder kommen mit der Hand auf eine Herdplatte. Solche klassischen Schmerzen, wie sie beispielsweise auch bei Operationen oder anderen Dingen entstehen, lindert man in der Medizin mit Schmerzmitteln, wie z.B. Ibuprofen, ASS oder Metamizol (Novalgin).

In der chronischen Schmerztherapie werden Patienten behandelt, die langfristig schmerzhafte Empfindungen haben. Diese Empfindungen können ganz verschiedene Formen annehmen. Zum einen haben wir den oben beschriebenen klassischen Schmerz, den man mit Schmerzmitteln behandelt, aber es gibt auch viele Patienten, bei denen diese Medikamente aufgrund einer anderen Schmerzursache gar nicht wirken können.

Wenn Patienten beispielsweise einen Bandscheibenvorfall haben, drückt diese Bandscheibe seitlich auf größere Nervenfasern, die aus dem Rückenmarkskanal heraustreten. Dadurch werden diese dicken Nervenfasern gereizt, gedrückt, gequetscht und beginnen unklar für uns im Gehirn Signale auszusenden. Diese Schmerzen bezeichnen wir in der Medizin als neuropathische Schmerzen, da sie eben nicht durch eine klassische Verletzung der Haut wie bei einer Verbrennung, einem Stich oder einem Schnitt entstehen, sondern Nervenschmerzen sind, die durch unkontrollierte Nervenerregungen ausgelöst werden.

Diese besondere Schmerzformen bedürfen ganz anderer, multimodaler Therapieansätze. Ähnlich wie in der Epilepsietherapie müssen die unkontrollierten Nervenerregungen gebremst werden. Dies macht man mit Medikamenten wie Gabapentin oder Pregabalin, die sonst eher von Neurologen in der Behandlung anderer Krankheitszustände benutzt wurden. Da solche Medikamente unter anderem als Nebenwirkung Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch eine verminderte Reaktionsfähigkeit haben können, erfordert die Eindosierung oder auch das Ausschleichen eine besondere Aufmerksamkeit von Ärztinnen und Ärzten.

Für Rückenschmerzen ist zusätzlich eine gute Rückenmuskulatur zur langfristigen Behebung der Probleme wichtig. Daher ist eine fachkundige Physiotherapie, später auch eine regelmäßige sportliche Aktivität und oft auch eine gewisse Gewichtsreduktion wichtig, um Rückenschmerzen langfristig vorzubeugen.

In seltenen Fällen kann auch eine Operation notwendig sein. Dieses ist insbesondere dann gegeben, wenn ein Bandscheibenvorfall so stark auf Nerven oder auch direkt auf das Rückenmark drückt, dass es zu dauerhaften Sensibilitätsstörungen oder gar Lähmungen des Beines oder bestimmter Muskelgruppen im Bein kommt. In der Bildgebung bei dem Radiologen, im Rahmen der körperlichen Untersuchung und der Erhebung der Krankengeschichte, muss auf all diese Faktoren geachtet werden, um für den Patienten individuell die jeweils optimale Therapie zu bestimmen.

Bei längerem Fortbestehen von Schmerzzuständen kommt es im Nervensystem zu Anpassungsvorgängen, die die Schmerzempfindlichkeit erhöhen. Auch Entzündungsmediatoren führen zu Sensibilisierungsprozessen im peripheren Nervensystem. Um eine fortschreitende Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden, ist es wichtig, möglichst frühzeitig und effektiv die Ursache der Schmerzen zu beseitigen - den Schmerz ausreichend, aber möglichst ohne Nebenwirkungen und weitere Schädigungen mit Medikamenten zu behandeln und durch Bewegungstherapie die Strukturen von Muskeln, Gelenken und Nerven zu schützen. Hierbei spielt neben einer optimalen Bewegungstherapie auch gerade heutzutage eine angemessene Ernährung eine immer wichtigere Rolle.

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