25.01.2021

Bauchfellmetastasen bei Darmkrebs – HIPEC verbessert die Prognose mit guter Lebensqualität

von Prof. Dr. med. Stefan A. Topp

Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Leiter des zertifizierten Darmkrebszentrums

Bauchfellmetastasen bei Darmkrebspatienten lassen sich ausschließlich mit einer Chemotherapie nicht mit Aussicht auf Heilung behandeln und sind dementsprechend mit einer schlechten Prognose verbunden.

Als Bauchfell (Peritoneum) bezeichnet man die Gewebeschicht, die den Bauchraum auskleidet. Es umgibt die meisten inneren Organe und hat eine relativ große Oberfläche von etwa zwei Quadratmetern. Wenn das Bauchfell von bösartigen Krebszellen befallen ist, spricht man von einer Peritonealkarzinose.
Auf Grund der großen Oberfläche des Bauchfells verteilen sich die Krebszellen diffus im Bauchraum und sind somit einer systemischen Chemotherapie nur schwer zugänglich.
„Die diffuse Verteilung der Krebszellen im Bauchraum stellt nach wie vor ein gravierendes Behandlungsproblem dar und bedeutet für die Betroffenen eine deutlich verkürzte Lebenserwartung.

Bis vor 10 Jahren gab es für dieses weit fortgeschrittene Stadium der Krebserkrankung keine kurativen Therapieoptionen.
Durch die Kombination aus chirurgischer Entfernung der Bauchfellmetastasen und HIPEC (Hypertherme IntraPeritoneale Chemotherapie) konnte in den letzten Jahren die Prognose von betroffenen Patienten jedoch deutlich verbessert werden.

Für den Behandlungserfolg und somit für eine Verlängerung der verbleibenden Lebenszeit entscheidend, ist die vollständige Entfernung sämtlicher mit dem Auge erkennbarer Tumorknoten im Bauchraum.

Um sichtbare Tumorfreiheit zu erzielen, wird bei dieser sehr komplexen mehrstündigen Operation, neben dem Primärtumor, falls noch vorhanden, im Wesentlichen das tumorbefallene Bauchfell komplett entfernt. In Abhängigkeit von der Ausdehnung des lokalen Befundes wird nicht selten zusätzlich die Entfernung von Darmabschnitten, der Milz, der Gallenblase und Zwerchfellanteilen oder anderer Organe notwendig.

Noch während der Narkose erfolgt im direkten Anschluss an die Operation die HIPEC-Therapie. Dabei wird eine 42°C warme Chemotherapie-Lösung für bis zu 90 Minuten im Bauchraum verteilt.

Die Kombination aus Wärme und Chemotherapie ermöglicht eine effizientere Behandlung verbliebener Krebszellen, die nicht mit dem Auge sichtbar sind. Tumorzellen reagieren generell empfindlicher auf Hitze als gesunde Körperzellen. Diese sogenannte regionale Chemotherapie wirkt also direkt vor Ort und muss nicht über den Blutkreislauf zu den Krebszellen transportiert werden. Auf diese Weise können typische Nebenwirkungen der Chemotherapie wie z.B. Blutbildveränderungen minimiert werden. Der lokale Effekt der HIPEC-Therapie wird in der Regel durch eine gleichzeitige intravenöse (ins Blut verabreichte) Chemotherapie unterstützt.

Auch wissenschaftliche Studien konnten die Effizienz dieses Therapieverfahrens belegen, so dass die HIPEC zur Therapie der Peritonealkarzinose bei Darmkrebspatienten auch in den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zu finden ist.

Am Bonifatius Hospital in Lingen ist die HIPEC-Therapie für Darmkrebspatienten mit einer Peritonealkarzinose etabliert und ist Teil des umfassenden Behandlungsspektrums des zertifizierten Darmkrebszentrums.

Ohne die Behandlungsoption einer HIPEC-Therapie versterben leider viele Patienten innerhalb eines Jahres an ihrem Krebsleiden. Allerdings ist die HIPEC-Therapie nicht für jeden Patienten mit einer Peritonealkarzinose geeignet. Die Entscheidung dafür muss vor einer Operation individuell unter Einbeziehung aller beteiligten Fachdisziplinen getroffen werden. Die Einschätzung ob diese aufwendige Behandlung aus onkologischer Sicht, als auch hinsichtlich der zu erwartenden Lebensqualität einen Gewinn für den Patienten bedeutet ist eine interdisziplinäre Herausforderung. Bei unkompliziertem Therapieverlauf ist aufgrund der körperlichen Belastung mit einer Rückkehr der gewohnten Lebensqualität nach 6-12 Monaten zu rechnen.

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