13.12.2020

Die Schilddrüse – ein unterschätztes Organ

Funktionsstörungen erkennen und behandeln

von Chefarzt Dr. Christian Wenning, Nuklearmedizin Bonifatius Hospital Lingen

Veränderungen an der Schilddrüse sind in Deutschland relativ häufig. Die meisten davon merkt man jedoch nicht. Dabei ist die Schilddrüse ein lebenswichtiges Organ, das den menschlichen Körper mit wichtigen Schilddrüsenhormonen versorgt. Über die beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4 beeinflusst sie den gesamten Energiestoffwechsel des Körpers, die Herzfunktion, die Verdauung, Nerven- und Muskelfunktion, den Knochenstoffwechsel, Sexualität und Fruchtbarkeit sowie auch das gesunde Heranreifen des Embryos während einer Schwangerschaft. Die Steuerung des Hormonhaushalts muss also fein abgestimmt sein. Übergeordnete Steuerungszentren sorgen dafür, dass nicht zu viel und auch nicht zu wenig Schilddrüsenhormone ins Blut freigesetzt werden; also eine „Normalfunktion“ besteht. Störungen dieser Hormonsteuerung können, vor allem, wenn sie plötzlich auftreten oder dauerhaft bestehen, deutliche Beschwerden verursachen.

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (medizinisch „Hyperthyreose“) werden zu viel Schilddrüsenhormone produziert. Kein Wunder also, dass sich der Körper bei einer Überfunktion in einer Art Dauerstress befindet. Die Betroffenen sind oft unruhig und nervös, haben Schlafprobleme, leiden unter schnellem Puls oder Herzklopfen und fühlen sich schnell erschöpft. Auch vermehrter Haarausfall, Gewichtsverlust, häufige Darmentleerungen, Muskelschwäche und Kraftlosigkeit werden vermehrt berichtet. Bleibt die Erkrankung über längere Zeit unentdeckt und unbehandelt, steigt das Risiko für andere Erkrankungen, insbesondere auch das eines Schlaganfalls.

Im Gegensatz dazu verlangsamt sich bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (medizinisch „Hypothyreose“) der Herzschlag. Die Betroffenen fühlen sich oft müde und antriebslos, leiden an neu aufgetretener Verstopfung oder Zyklusunregelmäßigkeiten. Auch Ödeme (Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe), Unfruchtbarkeit und depressive Verstimmungen können ihre Ursachen in einer Schilddrüsenunterfunktion haben.

Dennoch sind diese Beschwerden allesamt „unspezifisch“, das heißt sie können auch andere Ursachen haben. Ein einfacher Bluttest, die Bestimmung des sogenannten TSH-Wertes, kann über eine mögliche Funktionsstörung der Schilddrüse Aufschluss geben. Ist dieser Wert normal, so liegt keine relevante Funktionsstörung vor. Bei einer Abweichung des TSH-Wertes nach unten liegt (für den medizinischen Laien vielleicht etwas verwunderlich) in der Regel eine Überfunktion vor, bei einer Abweichung nach oben eine Unterfunktion. Beide Formen der Funktionsstörung sollten in jedem Fall weiter abgeklärt werden.

Der Unterfunktion liegt in den allermeisten Fällen eine in der Regel schmerzlose Entzündung der Schilddrüse zu Grunde (die sogenannte „Hashimoto-Thyreoiditis“). Die Entzündung selbst ist mit Medikamenten zwar nicht zu stoppen, die entstandene Unterfunktion kann man jedoch mit Schilddrüsenhormontabletten sehr gut ausgleichen. Eine richtig dosierte Tablette täglich reicht hierzu aus.

Eine Überfunktion der Schilddrüse ist demgegenüber oftmals nicht ganz so einfach bzw. schnell zu behandeln. In jedem Falle sollte hier eine genaue Abklärung der Ursache der Überfunktion erfolgen. Häufig ist hierzu auch eine „Szintigraphie“ der Schilddrüse bei einem Facharzt für Nuklearmedizin erforderlich. Hierbei wird mit Hilfe einer schwach radioaktiven Substanz ein Funktionsbild der Schilddrüse angefertigt, das die Ursache der Überfunktion anzeigt. Diese kann in sogenannten „heißen“, überaktiven Knoten liegen. In manchen Fällen hat sich auch die gesamte Schilddrüse „verselbständigt“ und produziert zu viele Hormone. Vorübergehend kann man eine Überfunktion, insbesondere wenn diese deutlichen Symptome verursacht, mit Medikamenten behandeln. Diese drosseln die Hormonproduktion der Schilddrüse. Die eigentliche Ursache der Überfunktion (z.B. die Verselbständigung des Organs) können diese Medikamente jedoch nicht beheben. Nach der Klärung der Ursache muss diese in der Regel gezielt behandelt werden – entweder mittels einer Operation oder einer Bestrahlung der Schilddrüse durch einen Nuklearmediziner, einer sogenannten Radiojod-Therapie. Beide Verfahren sind im Hinblick auf eine Beseitigung der Schilddrüsenüberfunktion sehr erfolgreich. Insbesondere die Radiojodtherapie ist sehr gut verträglich und kann in den meisten Fällen das Organ erhalten und die normale Funktion der Schilddrüse wiederherstellen, so dass danach oftmals keine dauerhafte Medikamenteneinnahme mehr erforderlich ist.

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