30.01.2017
Prof. Dr. Kunstmann nach 42 Jahren mit Festakt verabschiedet
Ein hilfsbereiter Chefarzt alter Prägung verabschiedet
Professor Dr. Heinrich Kunstmann erwarb sich nicht nur als Arzt, sondern auch als Förderer von Kunst und Musik große Verdienste
Von Sebastian von Melle, veröffentlicht in der Lingener Tagespost vom 30.01.2017
Der dienstälteste Chefarzt des Bonifatius Hospitals Lingen, Prof. Dr. Heinrich Kunstmann (75), wurde nach 42-jähriger Tätigkeit als Radiologe und Nuklearmediziner mit einem Gottesdienst und einem Festakt in den Ruhestand verabschiedet. Für die musikalische Gestaltung war aus Hamburg Pianist Justus Frantz angereist. Geehrt wurde im Kreis der Verantwortungsträger des Krankenhauses und seiner Familie nicht nur ein hoch angesehener und geschätzter Arzt, sondern auch ein Förderer von Kunst und Musik und nach Aussage des Ärztlichen Direktors Prof. Dr. Dr. Gerald Kolb ein Philosoph, der auch ohne Worte stets viel zu sagen hatte. 1941 geboren und aufgewachsen in Hamburg, brachte Heinrich Kunstmann neben naturwissenschaftlicher auch künstlerische Begabung mit, als er 1975 begann, in Lingen eine Röntgenabteilung aufzubauen.
Chefarzt Heinrich Kunstmann wurde vom Bonifatius-Hospital Lingen in den Ruhestand verabschiedet. V.l.: Geschäftsführer Martin Diek, Pfarrer Thomas Burke, Stellvertretender Landrat Klaus Prekel, Erster Stadtrat Stefan Altmeppen, Professor Heinrich Kunstmann, Lt. Mitarbeiter Nuklearmedizin Michael F. Wagner, Pianist Justus Frantz, Ärztevertreter Wolfgang Hentrich, Ärztlicher Direktor Professor Dr. Dr. Gerald Kolb, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung Nicole Böcker, Geschäftsführer Ansgar Veer. Foto: Sebastian von Melle
Theologie und Medizin als Geschwister
Die Verabschiedung begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in St. Bonifatius, in dem Pastor Hans-Neithardt Hansch Theologie und Medizin als Geschwister bei der Heilung der Menschen beschrieb. Louis Viernes gewaltiges „Carillon de Westminster“ erklang auf der größten Orgel des Bistums Osnabrück, für deren Erweiterung Kunstmann sich sehr engagiert hat.
Kirchenmusikdirektor Joachim Diedrichs spielte Louis Viernes „Carillon de Westminster“ auf der Orgel. Foto: Michael F. Wagner
Justus Frantz spielte zu Ehren von Kunstmann
Auf der Wilhelmshöhe folgte ein Festakt, zu dem der Kuratoriumsvorsitzende, Pfarrer Thomas Burke, den Künstler Justus Frantz begrüßen konnte. Zu Ehren von Kunstmann spielte er zunächst etwas Chopin, danach Mozarts Sonate “Alla Turca“ und schließlich mit viel Ausdruck Beethovens “Pathetique“. Seinen Weggefährten ermutigte Frantz, durch die Organisation eines Musikfestivals Lingen zu einem bedeutenden Ort auf der kulturellen Landkarte zu machen.
Der Künstler Justus Frantz spielte zu Ehren von Prof. Dr. Heinrich Kunstmann. Foto: Michael F. Wagner
Fachliche Kompetenz gewürdigt
Für den Landkreis würdigte der stellvertretende Landrat Klaus Prekel Kunstmanns fachliche Kompetenz als Nuklearmediziner und seine wertebasierte Strahlkraft. Erster Stadtrat Stefan Altmeppen hob das Bonifatius Hospital als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor hervor und lud Justus Frantz zu dem erwähnten Festival als Ehrengast ein. Für die Ärzteschaft bescheinigte Wolfgang Hentrich seinem Kollegen, aus der „Röhre“ einen Ort mystischer Erkenntnis und spiritueller Aufrüstung gemacht zu haben.
Kunstmanns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würdigten seine Disziplin, Charakterfestigkeit und Haltung, bevor der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dr. Gerald Kolb in einem Festvortrag die Führungsstile der verschiedenen Generationen im Krankenhaus analysierte. Sein Fazit: „Ärzte wie Heinrich Kunstmann sind wertvoll für die Akquise neuer Mitarbeiter und deren Bindung. Für die Jungen sind die Alten wichtig.“
„Humanist und Christ“
Geschäftsführer Ansgar Veer zeichnete das Bild eines großzügigen und gleichzeitig sparsamen Mäzens, der zur richtigen Zeit die richtigen Fragen gestellt habe. Kunstmann sei ein hilfsbereiter Chef alter Prägung gewesen mit zukunftsorientierter Ausrichtung. Angesichts seiner Vita wundere es niemanden, dass er Kontakte zu Justus Frantz, Yehudi Menuhin, Michail Gorbatschow und Papst Benedikt hatte. „Heinrich Kunstmann, Humanist und Christ, ist ein überaus interessanter, kluger und geschätzter Gesprächspartner, der einmal treffend ‚Sir Kunstmän‘ genannt wurde.“
Geschäftsführer Ansgar Veer dankte für 42 Jahre Loyalität dem Boni gegenüber. Foto: Michael F. Wagner
Kunstmann betonte in seiner Danksagung die große Kollegialität an seinem Arbeitsplatz, angefangen bei Schwester Theobalda bis hin zu seinem Nachfolger Christian Wenning ( wir berichteten ), und stimmte mit allen Gästen den Choral „Nun danket alle Gott“ an.
Dankesrede von Prof. Dr. Heinrich Kunstmann. Foto: Michael F. Wagner
Quelle Text: Redakteur Sebastian von Melle, Lingener Tagespost,
veröffentlicht am 30.01.2017