27.04.2015

Herz aus dem Takt:

Fehlzündungen des Herzens: Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung

Prof. Dr. Rainer Hoffmann
Chefarzt Kardiologie, Angiologie und Schlafmedizin
Bonifatius Hospital Lingen

Unangenehmes Herzklopfen, Herzrasen, eingeschränkte Leistungsfähigkeit oder auch Luftnot sind die typischen Beschwerden von Patienten mit Vorhofflimmern. Dabei tritt anstelle des normalen Herzrhythmus mit identischem zeitlichem Abstand der einzelnen Herzschläge ein unruhiger Rhythmus mit unterschiedlichen zeitlichen Abständen zwischen den einzelnen Herzschlägen. Ursache sind völlig chaotische elektrische Erregungsabläufe im linken Vorhof. Vorhofflimmern tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. Ca 1% aller 60 Jährigen, 3-5% der 70 Jährigen und bereits 10% der 80 Jährigen sind davon betroffen. Jedoch sind nicht alle Patienten symptomatisch und merken die unregelmäßigen Herzaktionen. Es gibt auch asymptomatische Patienten, die über Jahre den unregelmäßigen Herzschlag nicht verspüren.

 

Besteht das Vorhofflimmern nur eine kurze Zeit, so kann man häufig eine Normalisierung des Herzrhythmus durch einen kurzen elektrischen Stromschlag erreichen, man spricht von einer „elektrischen Kardioversion“. Durch Gabe verschiedener Medikamente kann man versuchen, das Auftreten erneuten Vorhofflimmerns zu verhindern. Allerdings gelingt dies nur mit mäßigem Erfolg und mit zunehmender Häufigkeit erneuten Vorhofflimmerns wird die Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Stabilisierung des normalen Sinusrhythmus geringer. Inzwischen wird daher die interventionelle Behandlung des Vorhofflimmerns zunehmend häufiger als Therapiekonzept eingesetzt. Durch einen Eingriff im Herzkatheterlabor kann dabei das Wiederauftreten von Vorhofflimmern mit einer Wahrscheinlichkeit von 70-80% dauerhaft vermieden werden. Bei diesem Eingriff werden Bereiche des Herzens elektrisch isoliert, die ansonsten durch permanentes elektrisches „Störfeuer“ immer wieder Vorhofflimmern auslösen würden.

Dr. Michaelsen und Prof. Dr. Hoffmann bei der Besprechung eines therapeutischen Eingriffes

Neben der für den Patienten unangenehmen Symptomatik bringt das Vorhofflimmern noch weitere negative Effekte mit sich. Die chaotische elektrische Erregung des Vorhofs verhindert eine effektive Entleerung des Vorhofs, das Blut bleibt insbesondere im so genannten linken Vorhofohr, einem Anhängsel des linken Vorhofs, liegen und es können sich damit Gerinnsel im Vorhofohr bilden. Diese können das Vorhofohr verlassen und werden dann mit dem Blutstrom mitgenommen. Erreicht das Gerinnsel ein Gehirngefäß und verstopft dieses, so entsteht ein Schlaganfall. Patienten mit Vorhofflimmern haben ein ca. 5 fach höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden als Patienten mit normalem Herzrhythmus. Das Risiko für einen Schlaganfall beträgt damit häufig 5-10% pro Jahr. Zur Reduktion dieses Schlaganfallrisikos müssen Patienten mit Vorhofflimmern in der Regel entweder Marcumar oder eines der inzwischen verfügbaren neuen „Antikoagulanz“ einnehmen. Das Risiko für einen Schlaganfall lässt sich so auf ca. 1% pro Jahr senken. Allerdings wird dies erkauft mit einem erhöhten Risiko für Blutungen durch die gerinnungshemmende Medikation. Einige Patienten entwickeln unter der gerinnungshemmenden Therapie stärkere Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt, dem Harnwegstrakt, im Nasenbereich oder Hautblutungen, die ein Absetzen der Therapie erforderlich machen.

Therapie des Vorhofflimmerns mit der sogenannten Kryotherapie, bei der mittels eines Kälteballons eine elektrische Isolation im Herzen vorgenommen wird.

Diesen Patienten kann inzwischen auch eine effektive Therapie angeboten werden. Durch interventionellen Verschluss des Vorhofohrs mit einem Deckel wird die Bildung von Gerinnseln im Vorhofohr verhindert. Eine dauerhafte intensive gerinnungshemmende Medikation ist dann nicht mehr erforderlich. Es haben sich somit die medikamentösen und interventionellen Möglichkeiten bei der Therapie des Vorhofflimmerns in den letzten Jahren erheblich erweitert. Diese müssen den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten durch ein kompetentes kardiologisches Behandlungskonzept angepasst werden.

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