14.12.2021

Heute vor 50 Jahren - Erste Dialyse im Boni

Aus Anlass des 50. Jahrestages der ersten Dialyse in Lingen hat der Redaktionsleiter der Lingener Tagespost, Thomas Pertz, die Patientin Catrin Menken, den ehemaligen Chefarzt Prof. Dr. Hans-Joachim Schurek, Dr. Ulrich Welling vom Nephrologischen Zentrum Emsland sowie Hauptgeschäftsführer Ansgar Veer interviewt.

 

Einen Blumenstrauß gab es für Dialysepatientin Catrin Menken.  Hinten von links: Professor Dr. Hans-Joachim Schurek, Ansgar Veer, Geschäftsführer der St. Bonifatius Hospitalgesellschaft, und Nephrologe Dr. Ulrich Welling.
Foto: Thomas Pertz, Lingener Tagespost

ERSTE DIALYSE IN LINGEN VOR 50 JAHREN
Nierenkranke Catrin Menken aus Lingen möchte ihr Leben zurück
Lingen. Vor 50 Jahren wurde in Lingen die erste Dialyse bei einem Patienten durchgeführt. Auch das Leben der nierenkranken Lingenerin Catrin Menken hängt heute von dieser Behandlungsmethode ab...weiterlesen auf noz.de

 

Aktuelle Fakten und Zahlen des NZE – von Dr. Ulrich Welling

Heute versorgt das Nephrologische Zentrum Emsland den südlichen und mittleren Teil der Region, mit den Krankenhäusern in Lingen, Meppen, Sögel, Haselünne und Thuine nephrologisch. Hierzu halten 5 Nephrolog:Innen (Drs. Welling, Zeh, Koopmann, Schurek, Forstmann) einen 24h Stundenbereitschaftsdienst ganzjährig vor. In Lingen und Meppen werden über 200 Hämodialysepatient:Innen und 40 Peritonealdialysepatient:Innen betreut. In der Transplantationssprechstunde werden 150 Nieren- und Bauchspeicheldrüsentransplantierte versorgt. Darüber hinaus werden hochspezielle Blutreinigungsverfahren zur Immunadsorption, Plasmapherese und Lipidapherese ebenfalls durchgeführt.

 

Entwicklung des Fachbereichs Nephrologie am St. Bonifatius Hospital (1971 bis 2020)

von Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schurek
aus dem Jahr 2005 anlässlich des 150-jähigen Jubiläums des Bonifatius Hospital Lingen 

Am 14. Dezember 1971 fand ein denkwürdiges Ereignis am St. Bonifatius-Hospital in Lingen statt: die erste Behandlung eines damals 40jährigen Patienten mit der künstlichen Niere auf Initiative des damaligen Chefarztes der Inneren Medizin Dr. Friedemann Siehoff und mit Assistenz der Drs. Tabor und Dust. Damit war es für Patienten aus der Region erstmals möglich, vor Ort mit der künstlichen Niere behandelt zu werden. Die nächsten Möglichkeiten bestanden theoretisch in Münster, aber wegen des Mangels an Behandlungsplätzen war auch dieses schwierig. Selbst in einer Großstadt wie Bremen wurde die erste Einrichtung 1971 in Betrieb genommen, während Hannover und Hamburg schon einige Jahre früher aktiv geworden waren. Nördlich von Lingen bestand damals keine Einrichtung.

In den folgenden Jahren wurde in den Vorräumen der Intensivpflegestation nach und nach die Behandlungskapazität bis auf 8 Plätze für die chronische Hämodialyse ausgebaut. 1985 fand die Schlüsselübergabe für eine neue Einrichtung statt, die über der Apotheke aufgestockt worden war mit zunächst 13, später 15 chronischen Hämodialyseplätzen. Von Verwaltungsseite war man skeptisch, ob man für die große Zahl neuer Behandlungsplätze überhaupt genügend Patienten finden konnte. Die Patienten wurden von Ärzten der Inneren Abteilung, v.a. dem damaligen Oberarzt Dr. Rien mitbetreut, bis sich der Träger 1988, nach Neubesetzung der Inneren Abteilung dazu entschlossen hatte, eine eigenständige Dialyse-Abteilung in der Inneren Medizin einzurichten. Parallel zur Aktivität der Inneren Medizin für Nierenkranke war bereits im März 1978 eine Urologische Abteilung eingerichtet worden, die für die weitere Entwicklung der Nierenheilkunde in Lingen sehr wichtig war.

Am 17. August 1988 erhielt ich zuerst einen Anruf in Hannover von Prof. Bahlmann, der mich fragte, ob mich die Aufgabe in Lingen interessieren würde. Kurz darauf kam der Anruf von PD Dr. Zick, der mich zu demselben Projekt befragte und damit ergab sich die Gelegenheit, mir die bestehende Einrichtung in Lingen anzusehen. Am 15. November 1988 trat ich meinen Dienst in Lingen an mit der eigenen Zielvorgabe, eine Nephrologische Abteilung aufzubauen mit einer systematisch geführten Ambulanz und einem eigenständigen stationären Bereich. Zur Einrichtung eines provisorischen Ambulanzzimmers mußte eine Behindertentoilette und ein kleiner Lagerraum zu einem Raum vereint werden; dies war termingerecht fertiggestellt zu meinem Dienstantritt. Der nephrologische Bettenbereich wurde in die Station 8 (im Altbau) integriert.

Die Entwicklung in der Folgezeit kann man als stürmisch bezeichnen, denn durch den schnellen Zuwachs an Patienten war bald deutlich geworden, daß die Zahl der Behandlungsplätze, die erst 1985 in einem Anbau eingeweiht worden waren, zu gering ausgefallen war. Provisorisch wurden weitere Dialyse-Plätze eingerichtet, indem sich die Abteilung auf Kosten der Werkstatt ausdehnen konnte, sodaß am Ende dieser Entwicklung (Mitte 1990) 25 Behandlungsplätze zur Verfügung standen.

Neben der Zahl der Behandlungsplätze konnte auch das Spektrum der Behandlungs-methoden ausgeweitet werden. Mit der Anschaffung von Hämofiltrationsmaschinen konnte neben der Hämofiltration auch ein Plasmaaustausch durchgeführt werden. Im Intensivpflegebereich wurde zusätzlich zur konventionellen Therapie als kontinuierliches Verfahren die CAVH etabliert. Parallel wuchs die Zahl der Mitarbeiter.

1989 begann die Planungsphase für einen Neubau. Ein Spaziergang mit OKD Karl-Heinz Brümmer und Herrmann Bröring (Stadt Lingen) zu möglichen Bauplätzen war zielführend. Nachdem eine Baulücke an der Gymnasialstrasse als der definitive Platz festgelegt worden war, kam es über einen Architektenwettbewerb zur Auswahl des Vorschlags von Klaus Aschka, ein Gebäude mit historisierender Fassade in das Gesamtbild der Bebauung mit dem historischen Altbau einzupassen. Die Finanzierung wurde durch die Kooperation des Trägers (Kuratorium) mit der Stadt Lingen und dem Landkreis Emsland gesichert und umgesetzt, wobei die Tatkraft des Verwaltungsdirektors Heinrich Wiegmann und des Oberkreisdirektors Karl-Heinz Brümmer hervorzuheben ist.

Am 1. Juli 1991 konnte der Neubau an der Gymnasialstraße bezogen werden. Damit begann eine neue „Zeitrechnung“ in der Entwicklung der Abteilung Nephrologie. Erstmals war es unter optimalen Bedingungen möglich, Patienten für die Heimdialyse zu trainieren. Der erste Heimdialysepatient wurde an der MHH zusammen mit einer Krankenschwester für die Bauchfelldialyse trainiert. Weitere folgten mit Training in Lingen sowohl für die Bauchfell- wie auch die häusliche Hämodialyse. Dies konnte in den Reserveräumen des ausgebauten Dachgeschosses etabliert werden. In der zweiten Etage des Gebäudes war eine nephrologische Station mit 16 Betten integriert. Diese Station entwickelte sich zu einer tragenden Stütze für die Entwicklung der Nephrologischen Abteilung. Damit verbesserten sich auch die Möglichkeiten für eine stationäre Nachsorge nach Nierentransplantation. Die Zahl der Ärzte stieg auf 4. Die traditionelle Kooperation mit der Transplantationsmedizin der MH-Hannover wurde durch eine Kooperation mit den Universitätskliniken in Münster, später auch mit Göttingen und für die Doppeltransplantation von Niere und Pankreas (Bauspeicheldrüse) mit München, später Bochum ergänzt.

Da die Nephrologische Abteilung sich auch für die Grafschaft Bentheim zum Referenzzentrum entwickelte, mußte ein weiterer Zuwachs an zu versorgenden Patienten bereits 1993 zu neuen Überlegungen führen. Die Etablierung einer Dialyse-Praxis in Nordhorn Anfang 1994 führte dazu, daß der sich anbahnende Engpaß in Lingen gelöst wurde, indem insgesamt 30 Dialysepatienten aus der Grafschaft in die Obhut dieser Praxis gegeben wurden. Der hohe Anteil ambulanter Leistungen in der Nephrologie und der Vorrang niedergelassener Ärzte gegenüber ermächtigten Krankenhausärzten in der Versorgung dieser Patienten führte in den folgenden Jahren zu dem Entwurf einer Neukonzeption der Abteilungsstruktur, die bisherige Muster sprengen mußte. Nur durch eine Niederlassung in freier Praxis waren bei den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen weitere Entwicklungsmöglichkeiten der Einrichtung zu realisieren. Am 1. Oktober 1996 war es soweit, daß sich mein damaliger Oberarzt Dr. Markus Heck und ich in den bisherigen Räumlichkeiten als niedergelassene Nephrologen eingemietet haben. Fast alle bisher in der Abteilung ambulant tätigen Mitarbeiter konnten im Rahmen der Betriebsübernahme in ein neues Arbeitsverhältnis übernommen werden. Neue Stellen in Eigenverwaltung und Technik mußten eingerichtet werden. In Kooperation mit dem Träger des Krankenhauses entstand ein Belegarztvertrag zur Versorgung stationärer Patienten. Folgerichtig erhielt die Einrichtung den Namen:

Nephrologisches Zentrum Emsland am St. Bonifatius-Hospital.

Der weitere Zuwachs an Dialysepatienten und Nierentransplantierter in der Nachsorge erzwang eine Ausweitung der Ambulanz und der Dialyseplätze. Hierzu wurde die Bettenstation im Altbau eingerichtet und die freigewordenen Flächen für die Ausweitung von Dialyseplätzen und Ambulanzräumlichkeiten genutzt. 1997 verstärkte Dr. med. Ulrich Welling, Nephrologe aus dem UK-Münster unser Ärzteteam und trat 1999 in die Gemeinschaftspraxis ein. Im Mai 1999 wurde am Ludmillenstift in Meppen eine Zweitsprechstunde eingerichtet mit zunächst 6 Dialyseplätzen. Das Ärzteteam erhielt in der Zwischenzeit nach Anerkennung des Bonifatius.Hospitals als Weiterbildungsstätte die volle Weiterbildungsberechtigung für Nephrologie durch die Ärztekammer in Hannover. So konnten inzwischen mit K. Cernoch, Dr. med. M. Zeh und Dr. med. U. Schaupp drei Internisten Ihre Zusatzbezeichnung Nephrologie erwerben. Dr. med. Mathias Zeh trat 2002 als vierter Nephrologe in die Gemeinschaftpraxis ein. Im September 2001 konnten im neuen Therapiezentrum am Ludmillenstift Meppen die neuen Räumlichkeiten der Zweigstelle mit 14 Dialyseplätzen und einer Nephrologischen Ambulanz in Betrieb genommen werden mit weiterem Entwicklungspotential.

Ergänzung zum Text von 2005 – dem 150. Jubiläumsjahr des Bonifatius-Hospitals

Im Juli 2003 konnte mit Prof. Dr. Dr. med. Helge Hohage ein weiterer Nephrologe, wiederum aus dem UK-Münster gewonnen werden, der seitdem das Ärzteteam im NZE unterstützt hat. Die über die Jahre erreichte besondere Struktur des NZE hat sich zu einem überzeugenden Modell für die Verzahnung ambulanter und stationärer Patientenversorgung entwickeln können.
Mit meinem Abschied im Januar 2006 kam in der Folge ab Oktober 2006 Dr. med. Frank Koopmann zum Ärzteteam hinzu und in den Folgejahren noch Frau Birgit Forstmann, sowie die aus Argentinien rückgewanderte Ärztin Dagmar Schulz, die zudem das Ärzteteam verstärkt hat.
Nachdem Prof. H. Hohage in den Folgejahren ausgeschieden war und Dr. Markus Heck 2019 in den Ruhestand verabschiedet wurde, war die Suche nach einem Nachfolger dadurch erschwert, dass es bundesweit zu einem Mangel an qualifizierten Nephrologen gekommen war. Nach Überbrückunghilfen von Dr. Heck konnte ich meinen Schwiegersohn Dr. med. Roman Schurek davon überzeugen, dass er im NZE eine Wirkungsstätte vorfindet, die das volle Spektrum einer nephrologischen Abteilung darstellt mit klinischer Anbindung an zwei Standorten. Er hat seinen Dienst im Januar 2020 aufgenommen.

 

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