22.10.2018

HIPEC-Therapie bekämpft Tumorzellen im Bauchfell mit Wärme

Krebsbehandlung kombiniert Tumorentfernung mit Chemotherapie während der Operation

Von Chefarzt Prof. Dr. Daniel Palmes
Allgemein- Viszeralchirurgie & Proktologie
Leiter des Darmkrebszentrums

Bei der Behandlung von Tumoren auf dem Bauchfell zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab. Während früher die Situation als hoffnungslos galt, kann heute die Lebenserwartung einiger Patienten mit einem neuartigen Verfahren deutlich verlängert werden.

Das Bauchfell (Peritoneum) ist eine dünne Haut, die den gesamten Bauchraum auskleidet und die inneren Organe umhüllt. Wenn ein bösartiger Tumor am Magen, Darm, Eierstock oder eines anderen Organs die Organgrenze überschritten hat, können sich die Krebszellen direkt auf dem Bauchfell ablagern. In diesem Fall spricht man von einer Peritonealkarzinose, die häufig erst durch eine Bauchspiegelung erkannt wird. Eine solche Peritonealkarzinose galt bis vor Kurzem noch als unheilbar, da Chemotherapien die Bauchfellabsiedlungen nicht immer gut über die Blutbahn erreichen können.

Seit einigen Jahren steht jedoch ein neues Verfahren zur Verfügung, das unter dem Schlagwort „HIPEC“ bekannt ist. In wissenschaftlichen Studien konnte die Effizienz dieses Therapieverfahrens z. B. bei Patienten mit Bauchfellmetastasen bei bösartigen Dickdarm- und Magentumoren dokumentiert werden. Bei der „hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie“ handelt es sich um eine maschinelle Spülung des Bauchraums mit einer auf 41°C erwärmten Lösung aus Zytostatika. Dieses Verfahren bietet gleich mehrere Vorteile gegenüber der gewöhnlichen intravenösen Chemotherapie: Die Medikamente wirken direkt vor Ort und können viel höher dosiert werden. Da die eingesetzten Zytostatika kaum in den Blutkreislauf gelangen, ist mit weniger Nebenwirkungen zu rechnen. Darüber hinaus können durch die Wärme der Spüllösung ebenfalls Krebszellen abgetötet werden. Doch bevor eine HIPEC durchgeführt werden kann, müssen Patienten mit einer Peritonealkarzinose möglichst radikal operiert werden. Ziel der Operation ist es, möglichst vollständig den Tumor und alle seine Tumorzellnester im Bauchfell zu entfernen. Hierbei wird der Primärtumor, z. B. am Magen oder Darm sowie jede für das Auge sichtbare Tumorzelle herausoperiert. Der Eingriff kann technisch sehr anspruchsvoll und mit einer langen Operationszeit verbunden sein. Noch während der Narkose erfolgt im direkten Anschluss an die Operation die HIPEC-Therapie. Dabei wird über 60-90 Minuten der Bauchraum mit der erwärmten Chemotherapie-Lösung durchgespült, um auch noch die letzten verbliebenen Krebszellen zu erwischen. Zum Ende der Operation wird die Spüllösung wieder abgelassen. Die verwendete Chemotherapie-Lösung wird für jede Krebsart und jeden Patienten individuell zusammengestellt.

Nicht alle Patienten sind jedoch für diese Therapie geeignet. Wenn z. B. Metastasen außerhalb des Bauchraums, ein starker Metastasen-Befall lebenswichtiger Organe oder ein stark geschwächter Allgemeinzustand vorliegt, ist die HIPEC-Therapie ungeeignet. Auch die Menge der Tumorzellnester und die Verteilung auf dem Bauchfell spielt bei der korrekten Patientenselektion eine wichtige Rolle, um dem Patienten danach eine möglichst gute Lebensqualität zu ermöglichen.

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