02.07.2017

Mehrzahl der Gefäßeingriffe heute ohne Narkose mittels Katheter möglich

Gefäßoperationen ohne Narkose: Minimalinvasive Methoden helfen, ein postoperatives Delir zu vermeiden und das Risiko für den Patienten deutlich zu verringern


von Dr. Hartmut Görtz und Dr. Jörg Teßarek

Chefärzte Gefäßchirurgie Bonifatius Hospital Lingen

 

 

 

In der Gefäßtherapie ist es aufgrund der technischen Entwicklung mittlerweile möglich, die Mehrzahl der Eingriffe, auch die Notfalleingriffe, unter lokaler Betäubung durchzuführen und so das Risiko eines postoperativen Delirs deutlich zu senken. Medikamente, die ein hohes Delirpotential haben, können dabei gänzlich vermieden werden.

Operationen jeglicher Art stellen für ältere Patienten eine besondere körperliche, psychische und mentale Belastung dar, zumal die vorhandenen Begleiterkrankungen das Gesamtrisiko hinsichtlich perioperativer Komplikationen erhöhen. Eine dieser Folgen ist das sogenannte postoperative Delir. Dies beschreibt einen Zustand, bei dem Orientierungslosigkeit, Unruhe, Halluzinationen oder Angstzustände dazu führen können, dass Patienten nicht genug trinken, stürzen oder sich Wundkomplikationen einstellen. Prinzipiell kann fast jede körperliche Erkrankung oder auch ein Fieberschub ein Delir auslösen. Aus einer Studie ist bekannt, dass das Delir die Genesungschancen des Patienten deutlich verringert.

Eine Möglichkeit der Vorsorge und Verhinderung wäre die perioperative individuelle Betreuung dieser Risikopatienten. Eine andere Vorgehensweise ist das Vermeiden von Delir Risiken, also langen Narkosezeiten oder von Narkose überhaupt, um so das operative Trauma und damit das Risiko für ein Delir zu verringern. Selbst bei kombinierten Eingriffen, die eine generelle Schmerzausschaltung notwendig machen, wird die minimalinvasive Rekonstruktion der Gefäße in Lokalbetäubung durchgeführt. Anschließend erfolgt der chirurgische Teil des Eingriffes in einer Kurznarkose.

Eingriffe an der Halsschlagader, den Bein- oder Armgefäßen sowie der Brust- und Bauchschlagader, die früher lange Narkosezeiten und einen Aufenthalt auf der Intensivstation notwendig gemacht haben, werden heute unter Lokalbetäubung mit einer Punktion von der Leiste oder dem Arm aus therapiert. Der Patient ist dabei wach und kann sich jederzeit bemerkbar machen. Dadurch wird die Angst vor Kontrollverlust deutlich gesenkt. Wichtig für Patient und OP-Team ist die Gesprächsführung während des Eingriffes, die eine Kontrolle der Vitalfunktionen ermöglicht und dem Patienten die Sicherheit gibt, dass man sich um ihn kümmert und er nicht allein gelassen wird.

Dieser Stressabbau ist auch messbar. Während die Patienten vor und zu Beginn der OP eher hohe Blutdrücke haben, sind diese im Verlauf des Eingriffes und danach wieder im normalen Bereich, dies gilt auch für die Herzfrequenz.

Nach einem solchen Eingriff unter Lokalbetäubung kann der Patient sofort essen und trinken, seine gewohnten Medikamente einnehmen und, obwohl er eine gewisse Zeit Bettruhe einhalten muss, an den Abläufen um ihn herum teilnehmen.

Die Verknüpfung von minimalinvasiven Techniken und Lokalbetäubung erlaubt es, schwierige gefäßchirurgische Eingriffe auch bei Hochrisikopatienten durchzuführen, ohne Abstriche in puncto Patientensicherheit zu machen. Die sicherheitsrelevanten Abläufe im OP und die Überwachung durch den Narkosearzt und das OP Team während des Eingriffes folgen den gleichen Regeln wie bei einer Vollnarkose. Ein weiterer Sicherheitsaspekt ist der wache Patient, der Schmerzen oder Unwohlsein jederzeit melden kann, so dass vom OP-Team sofort reagiert werden kann.

Sämtliche Studiendaten zeigen, dass in der Gefäßchirurgie der Einsatz der minimalinvasiven Methoden unter Anwendung von Lokalbetäubung das geringste Risiko von perioperativen Komplikationen hat und die Belastung für den Patienten verringert. Dazu gehört auch die Vermeidung eines Delirs, um den Krankenhausaufenthalt möglichst kurz zu gestalten und die weitere Versorgung in der gewohnten, häuslichen Umgebung zu ermöglichen.

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