21.06.2021

Neue innovative OP-Technik bei Enddarmkrebs

Schonende Operationsmethode erhält Schließmuskelfunktion


von Prof. Dr. Stefan A. Topp
Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Leiter des Zertifizierten Darmkrebs- und Zweitmeinungszentrums
der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)

 

Darmkrebs (Kolorektales Karzinom) ist bei Frauen der zweit- und bei Männern der dritthäufigste bösartige (maligne) Tumor in den deutschsprachigen Ländern. Das Erkrankungsalter liegt im Schnitt bei 70 bis 75 Jahren.

Etwa ein Drittel der bösartigen Tumore des Darmes liegen im unteren Abschnitt des Dickdarmes. Befindet sich das Karzinom in den letzten 16 Zentimetern vor dem After, spricht man von einem Rektumkarzinom. Abhängig vom Tumorstadium, erfolgt die chirurgische Therapie überwiegend in Kombination mit einer Strahlen- und Chemotherapie (multimodale Therapie). Für eine vollständige Heilung, ist jedoch die operative Entfernung des Tumors von entscheidender Bedeutung.

Operationen des Rektums

Operationen des Rektums sind aufgrund der Anatomie sehr anspruchsvoll und bedingt durch die notwendige Radikalität beim Rektumkarzinom häufig sehr komplex für die Operateure. Durch die Einführung eines standardisierten chirurgischen Operationsverfahrens zur kontinenzerhaltenden Behandlung von Krebserkrankungen des Enddarmes, die sogenannte Totale Mesorektale Exzision (TME) durch Prof. R. J. Heald in den 80iger Jahren, wurde das Risiko für ein erneutes Auftreten des Tumors stark reduziert.

Mittels multimodaler Therapiekonzepte konnte das Risiko sogar weiter vermindert werden. Die zunehmende Etablierung minimal-invasiver, video-laparoskopischer Techniken, im Volksmund auch Schlüsselloch-Techniken genannt, verbesserten zudem die operativen Ergebnisse. Diese Operationstechniken sind gewebeschonender und sorgen zudem für eine schnellere Erholung des Patienten.

Trotz aller operativen Fortschritte, existierte weiterhin das Problem der eingeschränkten Sicht im Bereich des unteren Rektumdrittels. Die sorgfältige Freilegung des unteren Rektumdrittels aus dem umliegenden Gewebe von „oben“ (offen und laparoskopisch) am Tumor vorbei, verläuft daher nicht immer optimal.

Die Einführung der Transanalen Totalen Mesorektalen Exzision (TaTME) war deshalb eine Revolution in der Rektumchirurgie und war für viele Chirurgen der nächste große Schritt in der operativen Behandlung des Rektumkarzinoms.

Zwei Teams operieren zur gleichen Zeit

Bei dieser neuen, innovativen Operationstechnik wird das tiefe Rektum durch zwei OP-Teams gleichzeitig von „oben nach unten“ (von der Bauchhöhle aus) und von „unten nach oben“ (durch den After), nervenschonend, unter optimalen Sichtverhältnissen und sehr präzise aus der Umgebung ausgelöst. Durch die endoskopische Sicht auf den Tumor vom After aus, lässt sich der Sicherheitsabstand zum Karzinom vor der Durchtrennung des Rektums exakt bestimmen.

Insbesondere bei Männern mit schmalem Becken, bei großen Tumoren im mittleren Rektumdrittel oder bei starkem Übergewicht bietet diese OP-Technik wesentliche Vorteile: Die perfekte Sicht auf einen sonst häufig unübersichtlichen Bereich ermöglicht einen präzisen Eingriff, der die für Blasen-, Kontinenz- und Sexualfunktion wichtigen Nerven schont.

Kaum sichtbare Narben

In geeigneten Fällen lässt sich der Tumor über den After entfernen, so dass auf den sonst notwendigen Bauchschnitt komplett verzichtet werden kann. Ästhetisch beeindruckend verbleiben für den Patienten kaum sichtbare Narben.

Mit der neuen, komplett minimal-invasiven Methode lassen sich tiefsitzende Rektumtumore viel präziser, schonender und in geeigneten Fällen ohne Bauchschnitt erfolgreich entfernen. Seit April 2021 ist diese moderne OP-Technik zur Entfernung tiefsitzender Enddarmkarzinome im Bonifatius Hospital Lingen etabliert und wird vor allem bei Tumoren, die bis zu zehn Zentimeter vom After entfernt liegen, eingesetzt

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