Neues Hüft- oder Kniegelenk: Wann kann ich wieder Autofahren? Wann wieder Sport treiben?

von Dr. Holger Alex
Chefarzt der Orthopädie Bonifatius Hospitals
Leiter des zertifizierten EndoProthetikZentrums Lingen / Sögel

 

Diese und andere Fragen stellen sich viele Menschen vor und nach einer Gelenkersatzoperation.

 

Bisher fehlten dazu ausreichend aussagekräftige Daten. Wissenschaftler an der Charité Berlin haben jetzt die Reaktionszeit und Bremskraft von Patienten nach Implantation solcher Endoprothesen untersucht.

Den Wissenschaftlern zufolge sind Patienten mit einer Hüftprothese frühestens vier Wochen nach der Operation wieder fahrtüchtig. Nach Implantation einer Knie-Prothese sollten sie sogar mindestens sechs Wochen warten, bis sie wieder ein KFZ steuern. Nach wie vor entscheidend ist jedoch der Gesamtzustand der Patienten. Dazu gehörten etwa die grundsätzliche Leistungsfähigkeit, Begleiterkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten, die müde machen.

Um sicher Auto fahren zu können, muss der operierte Patient eine intakte muskuläre Reaktionszeit und Bremspedalkraft zurückerlangt haben, um etwa eine Notbremsung erfolgreich auszuführen. Auch nach muskelschonenden Operationen, wie Ärzte sie heute meist durchführen, braucht es eine gewisse Zeit bis die Muskulatur ausreichend regeneriert ist.

Für die Fahrtauglichkeit nach einer Hüft-Operation wurden in einem Fahrsimulator mit Messkonsole die Bremsfähigkeit (Zeit und Kraft) für eine Notbremsung gemessen. Die Messungen fanden sechs Tage vor dem Eingriff sowie zwei, vier und sechs Wochen nach der Operation statt. Nach vier Wochen fand man keine großen Unterschiede zum Zustand vor der Operation.

Nach Implantation einer Knieprothese bestanden die Einschränkungen über einen längeren Zeitraum. Erst nach sechs Wochen hatten die Werte wieder das Ausgangsniveau erreicht. Auch die Patienten selbst stuften ihre eigene Fahrtüchtigkeit erst zu diesem Zeitpunkt wieder als „gut“ ein. Auffällig waren in dieser Studie die erheblichen Differenzen der Werte zwischen den Patienten. Schmerz spielte zudem bei Knieoperationen zusätzlich eine wesentliche Rolle.

Eine Gefährdung des Straßenverkehrs kann laut Strafgesetzbuch eine Straftat sein, daher ist es auch wichtig, wie sich der Patient selber einschätzt. Die o.g. Zeiten können also nur ein grober Anhalt sein. Im Zweifel gilt es, Geduld zu haben und länger zu warten.

Eine weitere oft gestellte Frage ist, welche Sportarten „erlaubt“ sind und welche nicht, und ab wann man wieder mit dem Sport starten kann. Grundsätzlich gilt, dasskörperliche und sportliche Aktivität die knöcherne Integration von Prothesen fördern. Sie senkt das Lockerungsrisiko, steigert die muskuläre Leistungsfähigkeit und reduziert das kardiovaskuläre Risiko.

Innovative Operationsverfahren und die heute verwandten modernen Prothesen, sowohl im Hüft- als auch Kniegelenk, erlauben mittlerweile einen aktiveren Lebenswandel als noch zu Beginn der Endoprothetik. Ausgereifte Technik und hochbelastbare sowie mittlerweile fast verschleißfreie Werkstoffe machen all das möglich. Die Belastungen sind enorm für die Kunstgelenke. Allein beim Gehen wirkt etwa die zweieinhalbfache Kraft des Körpergewichtes auf das künstliche Gelenk. Durch Joggen oder etwa Skifahren erhöht sich die Belastung auf die fünffache bzw. sogar achtfache Menge des eigenen Körpergewichts.

Radfahren ist nach Hüft- und Knieoperationen grundsätzlich ratsam. Dabei fällt das eigene Körpergewicht weitestgehend weg und es kommt nicht zur eigentlichen Bewegungsbelastung hinzu. Aber auch hier gilt - wie insgesamt – Höchstleistungen oder etwa Leistungssport sollten nicht mehr betrieben werden. Schwimmen oder Übungen im Wasser sind ebenso besonders geeignet, um zur ursprünglichen oder sogar besseren Fitness zurückzukehren.

Patienten sollten sich also vor einer Wiederaufnahme ihrer sportlichen Aktivitäten von ihrem Operateur und Hausarzt beraten lassen und klären, was für sie ab wann wieder geeignet ist.

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