15.04.2014

Plattfuß (k)ein Schicksal

von Dr. Holger Alex
Chefarzt der Orthopädie, Bonifatius Hospital Lingen

Nein, am Plattfuß stirbt Mann/Frau nicht, aber er braucht auch nicht schicksalhaft hingenommen werden. Zunächst einmal kommt der Mensch mit einem Plattfuß auf die Welt. Jedes Baby hat bis zum ca. zweiten Lebensjahr einen physiologischen Plattfuß. Also etwas völlig Normales, da im Fußsohlenbereich noch reichlich „Babyspeck“ eingelagert ist und der Fuß wie ein Plattfuß erscheint. Baut sich dieses Fett im Laufe der Zeit ab, wird die Kontur des Fußes sichtbar.

Das ist aber nicht immer so. Eltern und Kinderärzte bemerken irgendwann einen Plattfuß, der dann im Idealfall zum Facharzt für Orthopädie führt (orthos lat.: gerade; paidon gr.: Kind!). In der Regel werden dann Einlagen verschrieben und davon gibt es eine Menge unterschiedlicher Bauarten. Einige unterstützen das Fußlängsgewölbe und verhindern so das Absacken des Fußgewölbes. Andere wiederum aktivieren die Fußbinnenmuskulatur z.B. durch „propriorezeptive Einlagen“. Bis zu einem Alter von ca. elf Jahren bei Mädchen und ca. zwölf Jahren bei Jungen kann sich ein Plattfuß noch auswachsen, das Fußgewölbe entwickelt sich doch noch und die Einlagen werden überflüssig. Das ist aber nicht immer so und dann stellt sich die Frage – war es das? Für immer weiter Einlagen tragen? Was kann unternommen werden, wenn trotz Einlagen nach Belastung etwa im Sport immer häufiger die Füße schmerzen? In diesem Alter besteht eine gute Möglichkeit, mit einem kleinen operativen Eingriff der Natur unter die Arme zu greifen. Dabei wird zwischen die zwei im Wesentlichen für dieses Krankheitsbild verantwortliche Knochen, dem Sprungbein (Talus) und dem Fersenbein (Kalkaneus), eine Art Sperre in Form eines Dübels eingebracht, der so das Einsacken des Fußgewölbes verhindert. Dieses Verfahren nennt sich Arthrorise. Nach einer kurzen Einheilungsphase kann der Fuß wieder belastet werden und der Fuß erscheint normal. Nach ca. 8 Wochen kann auch wieder ganz normaler Sport betrieben werden. Das Implantat sollte aber nach Abschluss des Wachstums entfernt werden. Bis dahin hat sich das Fußgewölbe soweit gefestigt, dass es nicht mehr einsinken kann.

Es stellt sich auch die Frage ob ein Plattfuß, wenn er denn keine Beschwerden bereitet, überhaupt behandelt werden muss? Diese Frage erübrigt sich ganz schnell. Denn jeder weiß, fährt man mit einem „Plattfuß“ am Fahrrad oder Auto einfach weiter, kommt es zu schlimmeren Folgen. So ist es auch am Fuß. Durch die Fehlstellung der Knochen und Gelenke kann es im späteren Leben zu schweren Verschleißerscheinungen kommen, die in der Regel dann auch Schmerzen verursachen und das Laufen unmöglich machen. Um dieses zu verhindern, sollte rechtzeitig der Facharzt aufgesucht werden.

Aber auch ein normaler und gesunder Fuß kann sich im Laufe des Lebens zu einem Plattfuß entwickeln. Dieser erworbene Plattfuß des höheren Lebensalters hat aber häufig eine ganz andere Ursache. Eine wichtige Sehne im Fuß, die zu einem Muskel gehört, der aktiv das Fußgewölbe aufrechterhält, kann Quasi ausleiern und verliert ihre Funktion. Der Fuß knickt immer mehr in sich ein und im schlimmsten Fall entwickelt sich dann in den fehlbelasteten kleinen Gelenken der Fußwurzel auch noch eine Arthrose, die zu starken Schmerzen führen kann. Mitverantwortlich sind auch häufig entzündliche Erkrankungen, wie etwa das Rheuma. Dabei kann diese Sehne (die des musculus tibialis posterior) häufig sogar zerreißen. Es können verschiedene Operationen durchgeführt werden, mit dem Ziel, die Funktion wieder herzustellen. Wird zu lange gewartet, muss zu aufwendigen Verfahren gegriffen werden. Dabei kann etwa die Versteifung einzelner Gelenke miteinander (Arthrodese) erforderlich werden. Aber auch andere komplexe Operationen, wie etwa Kochen - Durchtrennung und - Verschiebung und das Einbringen von speziellen Schrauben und Platten in den Fuß, können erforderlich werden. Diese Operationen bedürfen in der Regel einer sehr langen Nachbehandlungsphase und der Geduld des Patienten und des Arztes.

Ein sich verändernder Fuß mit zunehmenden Abknicken nach innen sollte immer Anlass sein, einen Facharzt aufzusuchen. Anfänglich können auch hier Einlagen oder sogar orthopädische Schuhe eine Hilfe darstellen oder sogar einziges Mittel sein, wenn andere schwere Erkrankungen wie etwa Durchblutungsstörungen oder ein diabetischer Fuß, eine Operation unmöglich machen oder ein zu hohes Operationsrisiko besteht.

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