23.06.2019

Schwindel – vielfältige Ausprägungen - vielfältige Ursachen

Therapie abhängig von zugrundeliegender Erkrankung

 

von
Chefärztin Dr. Sonja Stöve
Neurovaskuläre Medizin und Stroke Unit (Schlaganfalleinheit)
Bonifatius Hospital Lingen

 

 

Schwindel ist keine eigentliche Erkrankung, sondern ein Symptom einer Bewegungswahrnehmung, begleitet von Unwohlsein, ggf. auch körperlichen Symptomen. Die Ausprägung sowie die Art und Wahrnehmung sind so vielgestaltig wie die Ursachen. Zudem muss der Begriff häufig als Beschreibung von Unwohlsein jeglicher Art herhalten, ohne dass tatsächlich eine Bewegungsfehlwahrnehmung vorliegt. Dies kann vermutlich jeder Mensch bestätigen, da das Symptom des Schwindels im Lebensverlauf fast jeden Menschen treffen kann.

Zu unterscheiden sind gerichtete Schwindelsyndrome im Sinne eines Dreh-, Schwank - oder Liftschwindels von ungerichtetem Schwindel im Sinne des Gefühls der Benommenheit, des Weiteren die Gelegenheiten bzw. Häufigkeit des Auftretens z.B. in Assoziation zu bestimmten Bewegungen oder Körperpositionen oder episodisches spontanes Auftreten im Gegensatz zur Empfindung eines Dauerschwindels.

Ebenso vielgestaltig sind die Fachgebiete, in die die Abklärung und Behandlung der verschiedenen Schwindelsymptome fällt. Da ist zum einen das Fachgebiet der Neurologie mit Erkrankungen des Zentralnervensystems, insbesondere der Bewegungsregulation, die u.a. im Kleinhirn lokalisiert ist mit entsprechenden Schäden in dieser Region; bedingt z.B. durch Schlaganfälle, Traumata, Entzündungen oder neurodegenerative Erkrankungen. Auch eine Bewegungsfehlwahrnehmung, die durch die Leitung von Fehlimpulsen aus den peripheren Nerven über das Rückenmark in das Gehirn bedingt wird, fällt in den Bereich der Neurologie. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang eine ungerichtete Wahrnehmung einer allgemeinen Unsicherheit bei Polyneuropathie, die häufig als Schwindel interpretiert wird und infolge verschiedenster Auslöser / Erkrankungen, am häufigsten einer Diabetes Erkrankung, entsteht.

Ein weiteres Fachgebiet ist die Innere Medizin, speziell Kardiologie. Denn im Rahmen von Kreislaufregulationsstörungen, Herzrhythmusstörungen oder Verengungen der Aortenklappe kann es ebenfalls zu Schwindelsymptomen, oft auch in Verbindung mit Kollapsgefühl, kommen.

Bei reinen Drehschwindelsymptomen, die mit einem Augenzittern, gerichteter Gangabweichung, starker Übelkeit und Erbrechen einhergehen, wird zunächst der HNO-Arzt aufgesucht zur diagnostischen Sicherung eines Ausfalls oder Erkrankung eines Gleichgewichtsorgans. Je früher in diesem Fall der HNO-Arzt aufgesucht wird, desto sicherer kann die Diagnose gestellt werden, da Rückbildungsvorgänge frühzeitig einsetzen, so dass die Nachweisbarkeit mit Abstand zum Akutereignis abnimmt. Zeigt sich seitens der HNO keine Ursache der Drehschwindelsymptomatik, sollte eine unverzügliche neurologische Abklärung erfolgen, um einen krankhaften Prozess am Zentralnervensystem auszuschließen.

Weiterhin sei noch eine unsystematische ungerichtete Schwindelsymptomatik im Sinne eines Liftschwindels erwähnt, der sich als Gefühl spontan in bestimmten Situationen den Boden unter den Füßen zu verlieren manifestiert und häufig als Epiphänomen einer Angststörung zu Tage tritt. In diesem Fall handelt es sich um einen phobischen Attackenschwindel. Eine entsprechende Diagnosestellung sollte jedoch erst nach Ausschluss sämtlicher organischer Ursachen erfolgen und nach ausführlicher Erhebung der Krankengeschichte.

Neben den genannten rein krankheitsbedingten Schwindelsymptomen, können auch Medikamente Benommenheit, die oft als Schwindel bezeichnet wird, auslösen. Der Medikamentenplan ist zu prüfen, ob etwaige Medikamente bzw. Wechselwirkungen zur Schwindelsymptomatik beitragen.

Die Therapie zielt entsprechend der Ursache z.B. bei HNO-bedingten Schwindelformen auf ein Schwindeltraining sowie kurzzeitige symptomatische Behandlung, da die Spontanheilung recht rasch einsetzt. Bei ganz akut und schwer verlaufenden Ausfällen wird häufig eine Kortisonbehandlung notwendig. Alle anderen Schwindelformen sollten von der Ursache her anbehandelt werden bzw. die Risikofaktoren versucht werden zu reduzieren, insbesondere bei Fehlsteuerungen und Fehlimpulsgebungen an das Gehirn durch symptomatische Polyneuropathien z.B. infolge eines Diabetes. Nach Schlaganfall mit Symptom des Schwindels steht nach der akutstationären Diagnostik die Rehabilitationsbehandlung an erster Stelle.

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