16.03.2014

Stets eine gefragte Gesprächspartnerin Abschied aus Lingen

Schwester Burgunda kehrt nach 27 Jahren nach Münster zurück

Sie baute die Christliche Krankenhaushilfe im Bonifatius Hospital auf

LINGEN. Fast unscheinbar wartet sie am vereinbarten Treffpunkt in der Halle des St. Bonifatius Hospitals neben der Rezeption, als nehme sie den Trubel um sich herum gar nicht wahr. Sie sitzt bequem auf dem Rollator, ganz bei sich und doch hellwach und klar, wie es sich für eine 90-Jährige gehört. Schwester Burgunda ist eine Institution im „Boni“, und die soll bald nicht mehr da sein? Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verabschiedet sie sich aus Lingen, um in einer altersgerechten Einrichtung Ihres Ordens in Münster-St. Mauritz etwas mehr Ruhe zu finden.

Pastoralreferentin Hanne Büker, Pfarrer Franz Bernhard Lanvermeyer,Oberin Schwester Hermengard, Chefarzt Dr. Walter Höltermann,Pater Xavier, Schwester Burgunda, MAV-Vorsitzender Heinz Hofschröer, Schwester Hildegard, Geschäftsführer Martin Diek, Schwester Franzildis, Pastorin Christiane Ewert. Foto: Sebastian von Melle

Viele Weggefährten nahmen nach einer festlichen Eucharistiefeier im St.-Bonifatius-Hospital Abschied von Schwester Burgunda. Pfarrer Franz Bernhard Lanvermeyer erklärte die Ordensfrau zum lebenden Inventar, Geschäftsführer Martin Diek schenkte ihr das bisher genutzte Handy mit großer Tastatur und alter Nummer, "damit wir Sie immer erreichen können". Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV), Heinz Hofschröer, würdigte die Arbeit und die große Zuwendung der Franziskanerin und verabschiedete sich bei der ehemaligen Japan-Missionarin mit einem kräftigen "Sayonara". Auch eine Bewohnerin des Domizils ergriff das Wort und sagte, dass Schwester Burgundas Klönstunden dort fehlen werden. Die Hauptperson dankte mit einem beherzten Schlusswort für Kraft und gute Gesundheit und viele gute Jahre, bis ihr vor Rührung die Stimme versagte.

Das älteste von fünf Kindern einer Beamtenfamilie vom Niederrhein hat eine ungewöhnliche, durch die Wirren des Krieges zunächst etwas holperige Lebensgeschichte. Vom Vater lernte Maria Margaretha Hendricks Disziplin, von der Mutter Güte. Volksschule, Lyzeum, Internat in Geldern, schließlich 1942 das Abitur in Moers („am 25. März, um genau zu sein“). Vom Arbeitsdienst in Adenau/Eifel blieb sie wegen einer Erkrankung nach nur fünf Tagen verschont und kehrte „mit 1,25 Mark und Verpflegung für unterwegs“ nach Hause zurück. Nach ihrer Genesung leistete sie ein Jahr Ausgleichsdienst in einer Kindertagesstätte und jobbte anschließend im Krankenpflegedienst, denn sie musste dreimal anklopfen, bevor ihr Wunsch nach Aufnahme in die Ordensgemeinschaft der Mauritzer Franziskanerinnen erhört wurde. Bei der Einkleidung bekam Margret den Ordensnamen Burgunda, drei Jahre später machte sie das Examen als Krankenschwester. Sie erinnert sich noch gut an das karge Essen, denn „damals war Schmalhans Küchenmeister“, aber die drei Jahre auf der internen Frauenstation des ordenseigenen Franziskushospitals legten auch die Grundlage für andere Aufgaben. Gerne wäre sie Organistin geworden, die Generaloberin jedoch ließ Schwester Burgunda Pharmazie studieren. Nach ihrer Approbation 1958 leitete sie die Krankenhausapotheke 21 Jahre lang und bildete zahlreiche Mitarbeiter aus. 1970-1976 nahm die Ordensfrau Aufgaben in der Generalleitung ihrer Gemeinschaft wahr und hörte immer wieder, dass die amerikanische Provinz damals schon Nachwuchsprobleme hatte und die Missionskonvente in Japan auf junge deutsche Schwestern warteten. Nachdem sie zu Gründungsjubiläen 1973 in Japan und 1975 in den USA gereist war, „habe ich mich mit Mitte 50 gemeldet“. Acht Jahre Mitarbeit in einem Altersheim in Tokyo sollten es werden, Sprachenschule für Missionare inklusive. Dass Kinder uniformiert zur Schule gingen, fand sie gar nicht schlecht, dass sie schon im Kindergarten jedoch Aufnahmeprüfungen machen mussten, dieser Drill ging ihr zu weit. Im Gedächtnis geblieben ist ihr das gemeinsame Gebet bei Verstorbenen über alle Religionsgrenzen hinweg.

Eine große Zäsur bedeutete in Schwester Burgundas Leben im Jahr 1987 der Wechsel nach Lingen, wo sie die Christliche Krankenhaushilfe (CKH) aufbauen sollte. Damals lebten sage und schreibe 25 Schwestern im Bonifatius-Konvent. „Nach ersten Gesprächen nahm ich Kontakt mit den Stationsleitungen, dem katholischen und evangelischen Krankenhausseelsorger und dem Sozialdienst auf“, denn sie sah in der CKH keine Konkurrenz, sondern ein zusätzliches ehrenamtliches Angebot für kranke und alte Menschen. 1993 sollte sie Oberin werden, aber da war noch die Vorgängerin, Schwester Walerica. „Ich bin Schwester Burgunda“, sagte sie damals selbstbewusst und überließ der Mitschwester den Titel. 2005 gab sie die CKH-Leitung ab und engagierte sich trotz schlechter Sehkraft seither im Besuchsdienst im benachbarten Domizil und später auch im Mutter-Teresa-Haus. Außerdem war sie stets eine gefragte Gesprächspartnerin im „Boni“, und zwar quer durch alle Berufsgruppen und auch an ungezählten Krankenbetten. Das 65-jährige, „eiserne“ Professjubiläum im vergangenen Jahr zeigte die Wertschätzung, die der Franziskanerin in Lingen und weit darüber hinaus nach wie vor entgegengebracht wird. Dankbar ist Schwester Burgunda für die vergangene Zeit. „Es war ja nicht alles schlecht.“ Was sie sich von Münster erhofft? „Dort im Haus kenne ich alle Wege, ich freue mich auf etwas mehr Ruhe und ein gutes spirituelles Angebot und möchte noch etwas genießen. Ein guter Burgunder geht immer, aber auch das eine oder andere Hörbuch wartet auf mich.“

Autor : Sebastian von Melle

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