24.09.2023

Sturzerkrankung bei älteren Menschen – Maßnahmen zur Prävention

von Dr. med. Jana Karin Köbcke
Chefärztin der Geriatrie und Rehabilitation
auch Teil des zertifizierten AltersTraumaZentrum
Bonifatius Hospital Lingen

 

 

 

Geschätzt stürzen von den zu Hause lebenden Menschen über 65 Jahre etwa 30 Prozent einmal jährlich, von den über 80-jährigen sogar mehr als 40 Prozent.

Stürze sind dabei mit Gefahren für die Betroffenen verbunden, zirka zehn Prozent erleiden behandlungs-bedürftige Verletzungen, fünf Prozent sogar Frakturen. Insbesondere die Hüftfrakturen bei Älteren können dabei zu einem Verlust von Selbstständigkeit, Mobilität und Hirnleistungen, z.B. nach einem postoperativen Delir, führen. Etwa die Hälfte der betroffenen Patienten verbleibt schlechter in ihrer Beweglichkeit, ungefähr zwanzig Prozent sogar dauerhaft. Die häusliche Wiedereingliederung ist oft nach einem solchen Sturzereignis gefährdet.

Anderseits reduzieren Menschen nach erlebten Stürzen aus Sturzangst ihren Aktionsradius, auch bei Bagatellverletzungen. Sie verlassen weniger die eigenen vier Wände aus Sorge, dass sich erneut ein Sturz ereignen kann. Dadurch kommt es nicht nur zum sozialen Rückzug mit Verlust gern erlebter Aktivitäten, z.B. mit Freunden und Bekannten, im Verein oder nur ein Marktbesuch zum Einkauf. Durch die geringere Bewegung und die verminderte körperliche Belastung werden Muskelmasse und damit Muskelkraft abgebaut, das Gleichgewicht wird nicht mehr ausreichend trainiert. Folgen davon sind erneute Stürze, welche die Sturzangst verstärken, für ältere Menschen ein Teufelskreis.

Was kann getan werden? Einerseits müssen Sturzrisikofaktoren verringert werden. Gegen schlechte Beleuchtung, Teppiche oder Schwellen als Stolperfallen kann etwas unternommen werden. Auch die Vermeidung sehr risikoassoziierter Situationen, z.B. Leiterklettern oder das Steigen auf einen Stuhl, ist hilfreich. Handläufe an Treppen oder im Bad, aber auch festes Schuhwerk helfen, Stürze zu vermeiden. Hilfsmittel, wie Unterarmgehstützen, Handstock und Rollator sind sehr sinnvolle Hilfen zur Gangabsicherung. Visuelle Einschränkungen sollten regelmäßig auf eine ausreichende Korrektur durch die vorhandene Brille überprüft werden. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt/Hausärztin über weitere Sturzparameter, wie sturzassoziierte Erkrankungen (M. Parkinson, Zustand nach Schlaganfall, Schmerzsyndrome bei Gelenksarthrosen). Selten werden Stürze jedoch durch eine Erkrankung oder ein Symptom alleine verursacht, oft sind sie multifaktoriell bedingt.

Auch eingenommene Medikamente gehören regelmäßig auf den Prüfstand. Schlafmittel (z.B. Benzodiazepine, Neuroleptika) können das Sturzrisiko, gerade in der Nacht, erhöhen. Aber auch Medikamente gegen Bluthochdruck können bei zu starker Blutdrucksenkung Schwindel und damit Stürze verursachen.

Neben dem Ausschalten von Risikofaktoren bei Stürzen ist besonders ein Kraft- und Gleichgewichtstraining, auch bei älteren und hochbetagten Menschen, indiziert. Studien konnten zeigen, dass das ein gut begleitetes Krafttraining, z.B. an Geräten, auch bei hochbetagten Menschen die Muskulatur erhält und sogar den Muskelaufbau fördert. Regelmäßiges Gehen, auch mit einem geeigneten Hilfsmittel zur Gangabsicherung, verbessert nicht nur die Ausdauer, sondern ist auch ein tägliches Training für die Koordination. Nervenverbindungen zwischen Füßen und Gehirn, welche für den sicheren Stand und Gang wichtig sind, werden so regelmäßig trainiert. Die Bitte an die Familie der betroffenen Menschen ist daher, nicht Gänge abzunehmen, sondern begleiten und Sicherheiten geben.

Zusammenfassend kann man Stürze auch mit Sorgfalt nicht immer verhindern. Aber gegen den Teufelskreis der Sturzangst kann etwas unternommen werden. Verbleiben Sie mobil, auch nach einem Sturz.

Dr. Jana Karin Köbcke, Chefärztin der Geriatrie, und Martijn Hofman (li.), MD PhD, Chefarzt der Unfallchirurgie, sowie Peter Berlin, Koordinator des zertifizieren AltersTraumaZentrums, arbeiten in der Alterstraumatologie eng zusammen, um Frakturen im höheren Lebensalter bestmöglich zu versorgen bzw. durch Sensibilisierung für eine Sturzprophylaxe möglichst zu vermeiden.

 

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