Therapie Nuklearmedizin

Stationäre Therapien

Radiojodtherapie zur Behandlung gut- und bösartiger Schilddrüsenerkrankungen

 

  • Radiojodtherapie bei Schilddrüsenüberfunktion

Im gesunden Zustand produziert die Schilddrüse in der Regel ausreichend Schilddrüsenhormone, um den Bedarf des Körpers zu decken. Dies wird von einem übergeordneten Steuerungszentrum, der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), geregelt.

Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel durch überaktive, hormonproduzierende Schilddrüsenzellen hervorgerufen. Diese können sich in einzelnen, überaktiven Schilddrüsenknoten („heißen Knoten“) oder diffus in der Schilddrüse verteilt befinden. Die Schilddrüsenzellen haben sich aus dem normalen Hormonregelkreis „ausgeklinkt“ und produzieren selbständig zu viel Schilddrüsenhormone. Man spricht dann von einer sogenannten Schilddrüsen-Autonomie.
Eine weitere Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ist die sogenannte „Basedow-Erkrankung“ (Morbus Basedow“). Hier befinden sich Antikörper im Blut, welche die Schilddrüse überstimulieren, und so zu einer zumeist klinisch deutlich symptomatischen Überfunktion führen.

Beide Erkrankungen (Schilddrüsenautonomien und der Morbus Basedow) können erfolgreich mit der Radiojodtherapie behandelt werden. Ziel der Radiojodtherapie bei den Schilddrüsenautonomien ist die Ausschaltung der Autonomie mit anschließender Schilddrüsennormalfunktion. Ziel der Therapie beim Morbus Basedow ist hingegen die (fast) vollständige Ausschaltung der Schilddrüsenfunktion, da ansonsten das Risiko eines „Wiederaufflammens“ der Erkrankung (Rezidiv) erhöht ist. Damit verbunden ist die Notwendigkeit der anschließenden, voraussichtlich lebenslangen Schilddrüsenhormoneinnahme nach der Therapie.

Eine alternative Möglichkeit zur Radiojodtherapie ist häufig die Schilddrüsen-Operation. Eine medikamentöse Therapie der Schilddrüsenüberfunktion sollte nur zeitlich begrenzt zur (vorübergehenden) Normalisierung der Stoffwechsellage erfolgen. Welche Behandlung in ihrem individuellen Fall die Richtige ist, besprechen die Ärzte mit ihnen.


Ablauf der Radiojodtherapie

Zur Behandlung muss der Patient eine Kapsel einnehmen, die radioaktives Jod enthält. Dieses reichert sich in der Schilddrüse an und führt dort zu einer „internen Bestrahlung“, die das überschüssige und übermäßig hormonproduzierende Schilddrüsengewebe zerstört. Die Menge an radioaktivem Jod (die „Stärke“ der Kapsel) wird im Vorfeld der Therapie anhand einer Testmessung individuell berechnet. Die Radiojodtherapie hat in der Regel keine wesentlichen Begleiteffekte für den Patienten und ist insbesondere nicht schmerzhaft. Nur in seltenen Fällen kann es während der ersten Behandlungstage zu einer leichten Entzündung des Schilddrüsengewebes kommen, die sich wie eine Angina bemerkbar machen kann, und gut und einfach zu behandeln ist. Ein erhöhtes Krebsrisiko besteht nicht! Die Therapie ist sicher und seit mehreren Jahrzehnten weltweit erprobt und zugelassen.

Wichtig zu wissen: Die Radiojodtherapie wirkt über mehrere Wochen, das heißt deutlich über die Zeit des stationären Aufenthalts in der Klinik hinaus. Der Wirkungseintritt der Therapie erfolgt zeitlich verzögert erst nach einigen Wochen. Eine abschließende „Erfolgskontrolle“ erfolgt sogar erst nach 3-4 Monaten, da erst zu diesem Zeitpunkt die Wirkung der Radiojodtherapie abschließend beurteilbar ist.

In Deutschland muss die Behandlung unter stationären Bedingungen in speziell dafür eingerichteten Stationen erfolgen, dies ist gesetzlich vorgeschrieben.

Der Aufenthalt

Auf der Station stehen fünf Einzelzimmer mit eigenem Bad, Telefon und Fernseher zur Verfügung. Während der Radiojodtherapie, die je nach Größe der Schilddrüse und abhängig von weiteren Faktoren in der Regel zwischen zwei und fünf Tagen (selten länger) dauern kann, werden die Patienten medizinisch von unseren Ärzten, MTAs und Schwestern betreut. Besuch von Verwandten oder Bekannten ist in dieser Zeit gesetzlich verboten. Auch dürfen die Patienten in der Regel ihre Zimmer nicht verlassen. Die Radioaktivitätsmenge in der Schilddrüse wird jeden Tag gemessen. Sobald die von außen messbare Strahlung den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert unterschreitet, kann der Patient nach Hause entlassen werden.

Zur Behandlung und zum Zeitvertreib darf praktisch alles mitgebracht (und nach der Behandlung auch wieder mitgenommen) werden. Besonders anzuraten sind genügend Lesestoff, Handarbeiten und evtl. elektronische Medien.

 

  • Radiojodtherapie zur Größenreduktion der Schilddrüse

Die Radiojodtherapie kann ebenfalls zur Verkleinerung einer zu großen Schilddrüse eingesetzt werden. Diese Option kommt vor allem in Frage, wenn eine diffuse Schilddrüsenvergrößerung ohne Knotenbildungen oder im Falle einer erneut nach einer Schilddrüsenoperation (nach-)gewachsenen Schilddrüse.

Das Prinzip der Radiojodtherapie, der Ablauf und der stationäre Aufenthalt sind vergleichbar mit denen zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion (s.o.).

  • Radiojodtherapie bei Schilddrüsenkrebs

Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet der Radiojodtherapie ist die Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenkrebs. Die Diagnose einer bösartigen Veränderung in der Schilddrüse wird in aller Regel erst nach einer Schilddrüsenoperation gestellt. Abhängig von der Art und der Größe des chirurgisch entfernten bösartigen Schilddrüsenknotens schließt sich an die Operation leitliniengemäß in den meisten Fällen eine Radiojodtherapie an. Diese verläuft in ähnlicher Weise wie die Radiojodtherapie zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion, das heißt in Form einer Kapsel mit radioaktivem Jod. Im Vergleich zur Therapie bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen ist vor dem stationären Aufenthalt noch eine spezielle Vorbereitung erforderlich. Diese besteht entweder darin, dass die Patienten 3-4 Wochen vor der Therapie keine Schilddrüsenhormone einnehmen oder alternativ eine zweimalige Injektion eines speziellen Hormons (in den Muskel) erhalten. Hierdurch wird die Jodaufnahme der Schilddrüsen- und eventuell verbliebenen Tumorzellen gesteigert. Bei der Radiojodtherapie bei Patienten mit Schilddrüsenkrebs werden in der Regel höhere „Aktivitätsdosen“ als bei der Behandlung von gutartigen Schilddrüsenerkrankungen verwendet. Daher kann es etwas häufiger zu leichten Nebenwirkungen der Therapie kommen, welche jedoch meistens gering und gut zu behandeln sind.

Ziel der Therapie ist die „interne Bestrahlung“ von eventuell noch verbliebenen kleinen Schilddrüsenresten sowie auch von möglichen Absiedlungen des Schilddrüsenkrebses, sogenannte Metastasen.

Auch bei dieser Art der Behandlung müssen die Patienten für wenige Tage stationär auf einem speziellen Therapiezimmer verbleiben. Die Entlassung erfolgt erst nach Unterschreiten eines gesetzlich festgeschriebenen Strahlen-Grenzwertes (s.o.).

Stationäre Nachsorge bei Schilddrüsenkrebs

Auch nach der erfolgreichen Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenkrebs wird von den Fachgesellschaften eine lebenslange Nachsorge empfohlen. Diese besteht sowohl aus ambulanten als auch stationären Nachsorgeterminen. Die ambulante Nachsorge besteht aus klinischer Untersuchung, Ultraschall und Laborwertkontrollen. Im Rahmen der stationären Nachsorge verbleiben die Patienten erneut ca. 2 Tage im Krankenhaus, da sie zusätzlich eine niedrig dosierte Kapsel mit radioaktivem Jod einnehmen. Die Dosis ist um ein Vielfaches schwächer als die zur Therapie eingesetzten Aktivitäten und dient ausschließlich der Erstellung von Szintigraphien mit der bildlichen Darstellung der Jodverteilung im gesamten Körper. Die Szintigraphien werden in der Regel 2 Tage nach der Einnahme der radioaktiven Kapsel (selten zu späteren Zeitpunkten) durchgeführt. Auf diese Weise kann man ausschließen, dass sich noch jodspeicherndes Gewebe im Körper befindet beziehungsweise auch eventuell noch verbliebenes Schilddrüsen- oder Tumorgewebe erkennen, exakt lokalisieren und danach gezielt behandeln.

 

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