30.11.2025

Botox entspannt die Bauchdecke vor Narbenhernien-Operationen

Innovative Vorbereitung zum Verschluss großer Narbenhernien

    

Von Chefarzt Prof. Dr. Stefan A.Topp (li.) und Oberarzt Rafael Diaz 
Klinik f. Allgemein- und Viszeralchirurgie
Zertifiziertes Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie (DGAV)

Narbenbrüche (Narbenhernien) entstehen, wenn sich die Bauchdecke an einer früheren Operationsnarbe erneut öffnet oder geschwächt ist. Dadurch können innere Organe oder Fettgewebe nach außen treten, was oft zu einer sichtbaren Vorwölbung, Schmerzen, Druckgefühl und eingeschränkter Beweglichkeit führt. Ursachen sind unter anderem Wundheilungsstörungen, Infektionen, Übergewicht, eine Bindegewebsschwäche oder zu frühe körperliche Belastung.

Besonders große Narbenhernien mit einem Defekt von über 10cm gelten als komplex, da sich die Ränder der Bauchwand im Verlauf zurückziehen, verhärten und ihre Elastizität verlieren. Ein spannungsfreier Verschluss ist dann schwierig. Wird die Bauchdecke unter zu großer Spannung zusammengenäht, drohen Schmerzen, Durchblutungsprobleme, schlechte Heilung und ein erhöhtes Risiko für erneute Hernien. Deshalb erfordern große Hernien oft aufwendige chirurgisch-rekonstruktive Techniken.

Eine klassische chirurgische Methode ist die Komponentenseparation nach Ramirez. Dabei werden bestimmte Bauchwandmuskeln seitlich eingeschnitten und mobilisiert, sodass die Muskulatur nach innen verschoben werden kann und der Defekt spannungsärmer geschlossen werden kann. Diese Technik ist effektiv, aber mit einer weiträumigen Präparation verbunden, was das Risiko von Wundheilungsstörungen erhöht.

Botox, vielen aus der ästhetischen Medizin bekannt, bietet hier eine moderne, weniger invasive Alternative. Durch gezielte Injektion von Botulinumtoxin in die seitliche Bauchmuskulatur, 4-6 Wochen vor geplanter Operation, entspannen sich die Muskeln über einige Wochen, werden elastischer und dehnbarer. Botulinumtoxin blockiert die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln und sorgt so für eine vorübergehende Entspannung der Muskulatur.
Dieser Effekt wird auch als „chemische Komponentenseparation“ bezeichnet und ermöglicht, dass sich die Bauchwand vor der Operation annähert und der spätere Verschluss ohne Zug und Spannung erfolgen kann. Dadurch können ausgedehnte chirurgische Präparationen oft vermieden werden, was zu weniger Schmerzen, geringeren Wundkomplikationen und einer schnelleren Erholung führt.

Besonders effektiv ist die Kombination aus Botox-Vorbehandlung und Fasciotens hernia, einem weiteren innovativen Verfahren zur kontrollierten mechanischen Dehnung der Bauchdecke während der Operation. Durch gezielten Zug auf die Faszie lässt sich die Bauchwand zusätzlich verlängern, sodass selbst sehr große Defekte spannungsarm verschlossen werden können, da die muskelentspannende Wirkung von Botox und die intraoperative Dehnung der Faszienschichten optimal zusammenwirken.
In der Allgemein- und Viszeralchirurgie des Bonifatius Hospital Lingen, einem von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifizierten Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie, kommen diese modernen Verfahren bei der Behandlung großer und komplexer Narbenhernien routinemäßig zum Einsatz. Durch die Verbindung innovativer, schonender Techniken mit hoher chirurgischer Expertise lassen sich Bauchwandbrüche sicher, gewebeschonend und langfristig stabil behandeln.

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