22.10.2023

Brustkrebsmonat Oktober – Behandlung im zertifizierten Brustzentrum nach Onkozert

von Cornelia Schulz

Zertifizierte Case Managerin im kooperativen, zertifizierten Brustzentrum Lingen/Nordhorn
mit psychoonkologischer Weiterbildung und Mamma Care Trainerin

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Deutschland. Etwa 10 Prozent der Frauen erkranken im Laufe des Lebens daran, die meisten nach dem 50. Lebensjahr. Zum Mammografie-Screening-Programm zur Früherkennung von Brustkrebs werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren (geplant ab Juli 2024 bis 75 Jahre) alle zwei Jahre eingeladen.

Alle Frauen haben zusätzlich immer die Möglichkeit zu jährlichen Untersuchungen bei ihrem Frauenarzt, die entscheidende Bausteine zur Vorsorge für das weitere Leben sind. Im Screening sollen Befunde im frühen Stadium erkannt werden, bei Tastbefunden oder Unsicherheiten ist der erste Schritt der Weg zum Frauenarzt.
Alle Frauen wünschen sich aber dann den Satz: „Tumorverdächtige Veränderungen konnten nicht gefunden werden.“ Aber was passiert, wenn ein Tumor diagnostiziert wird?

In Deutschland gibt es über 200 von Onkozert zertifizierte Brustzentren, eines davon ist in Lingen. Gemeinsam mit dem Standort Nordhorn sind wir seit 15 Jahren nach Onkozert zertifiziert. Onkozert hat das weltweit größte Zertifizierungsprogramm der Krebszentren als Mandatsträger der Deutschen Krebsgesellschaft.

In diesen Zentren haben betroffene Frauen in der Primärbehandlung eine sehr hohe Struktur-, Prozess- und Behandlungsqualität. Fachexperten mit langjähriger Erfahrung, die gemeinsam mit ihren onkologisch arbeitenden Kollegen eine langjährige Erfahrung in der Betreuung von Krebspatienten nachweisen und sich kontinuierlich fortbilden müssen, arbeiten in diesen Zentren. In gemeinsamen Tumorkonferenzen mit Onkologen, Operateuren, Pathologen, Radiologen und Strahlentherapeuten werden die einzelnen, individuellen Therapiepläne der Patientin erarbeitet.

Frauen, die an Brustkrebs erkranken, trifft diese Diagnose oftmals unvorbereitet. Sie wissen nicht, was an Therapien auf sie zukommt und was das alles mit ihnen und ihrem Körper macht.

In zertifizierten Brustzentren gibt es neben gut ausgebildeten Ärzten auch ein sozialpsychoonkologisches Miteinander. „Wir möchten unsere Patientinnen an die Hand nehmen, ihnen Ratgeber sein und sie durch ihre Erkrankung und Nachsorge lotsen.“ Was bedeutet das? Case Mangerinnen kümmern sich nach der Diagnose um den Weg durch die Erkrankung. Sie haben die Aufgabe, die in der Tumorkonferenz festgelegten Therapien zu organisieren, ständiger Ansprechpartner für die Patientinnen und für ihre Familien zu sein. Gemeinsam mit Breast Care Nurses, onkologischen Fachschwestern, Sozialarbeitern, Physiotherapeuten, Psychoonkologen und der Seelsorge sorgen sie für ein schützendes Netzwerk.

Viele Frauen fragen schnell warum, oder warum ich?
Diese Frage können wir nicht beantworten. Wir können aber einen Weg durch die Erkrankung zeigen und die Patientinnen begleiten. Die konventionelle Therapie, bestehend aus Operation, Bestrahlung und/oder medikamentöser Therapie bleibt nach wie vor die wichtigste Säule in der Behandlung. Die anschließende regelmäßige Nachsorge ist ein weiterer ganz wichtiger Teil zur Verbesserung der Lebensqualität und ermöglicht den sogenannten „Wiedereinstieg in das normale Leben“.
Komplementäre Therapien wie Yoga, Entspannungsübungen, Meditation und psychosoziale Unterstützung können zur weiteren Bewältigung der Erkrankung hinzugezogen werden. Selbsthilfegruppen, anschließende Rehabilitations- Maßnahmen, geprüfte Apps in den sozialen Netzwerken, die von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden, Sport und Bewegung sowie eine gesunde Ernährung unterstützen den Heilungsprozess.

Zertifizierte Brustzentren unterstützen klinische und wissenschaftliche Studien.
Das Brustzentrum Lingen ist aktuell eines von 30 Zentren in Deutschland, das an der deutschlandweiten Studie unter der Federführung der Frauenklinik der Uniklinik Würzburg zur Versorgung und Betreuung von Patientinnen in der Nachsorge teilnimmt.

Dank klinischer Studien konnten immer wieder neue Medikamente oder Behandlungsverfahren untersucht werden und ggfs. in die Therapien einfließen. Somit wurden die Heilungschancen von Brustkrebs in den letzten 30 Jahren nahezu verdoppelt.

Jeder Mensch ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. Wir als Teams in zertifizierten Brustzentren möchten allen Patientinnen und Patienten, ihren Familien und ihren Partnerinnen und Partnern Begleiter durch ihre Erkrankung sein.